Geflügelhof Küppers in Kaarst „Gänseessen für 17 Euro ist unter fairen Bedingungen nicht möglich“

Kaarst · Auf dem Geflügelhof Küppers in Kaarst leben 1000 Gänse. „Wir mögen die Tiere, das Töten ist nicht unsere Lieblingsbeschäftigung“, sagt Besitzer Martin Küppers. Er kritisiert die Bedingungen von Gänsen aus dem Discounter.

Ein Gänseessen zum Martinstag? Für viele gehört das zusammen wie Spekulatius zum Advent. Mit dem 11. November beginnt traditionell die Saison der Gänseschlachtungen. So auch beim Geflügelhof Küppers in Kaarst. Martin Küppers, dessen Namensvetter der Schutzpatron der Gänsezucht ist, führt den Betrieb seit 18 Jahren.

Der Familienbetrieb wurde in den 30er-Jahren gegründet, 1991 haben Martin und Johannes Küppers den Hof übernommen. Mit klarer Aufgabenteilung: Johannes kümmert sich um die Landwirtschaft und Martin um die Tiere. Seitdem werden dort neben Legehennen auch Gänse gehalten. „Ich mag die Tiere einfach, sie sind unglaublich intelligent und schön“, sagt Küppers. Mit seinem Vornamen habe das nichts zu tun, ergänzt er lachend.

Der Geflügelhof Küppers ist einer der wenigen Betriebe, der Gänseküken noch selber aufzieht. Frisch geschlüpft werden sie jedes Jahr im April aus Westfalen zum Hof geliefert. Dort leben die Schnatterer neun Monate lang und werden einmal am Tag mit einer Hafer-Weizen-Mischung gefüttert – nicht gemästet. Ab November wird geschlachtet, allerdings nur die weißen Gänse. Denn für die „bunten Gänse“, wie Küppers die braun gescheckten Federvögel nennt, versuche man einen Platz fernab des Schlachthofs zu finden. Da sie schon als Küken auffallen, gewöhne man sich einfach zu sehr an sie. „Wir mögen die Tiere, das Töten ist nicht unsere Lieblingsbeschäftigung“, sagt der Geflügelzuchtmeister.

Geschlachtet wird auf Bestellung, oftmals von Stammkunden und Restaurants. Zur Martinszeit ist die Nachfrage wie üblich groß. Bereits vor dem Martinstag am 11. November sind 50 Aufträge eingegangen. „Es wird kalt und ungemütlich, da ist ein Gänseessen eine tolle Sache“, sagt Küppers. Der 53-Jährige isst die Gans am liebsten zusammen mit Klößen und Rotkohl.

Der Kaarster Geflügelhof ist KAT-zertifiziert – die Tiere werden dort kontrolliert und alternativ gehalten. „Wir wollen alles respektvoll halten“, sagt Küppers. Die Gänse seien beim Schlachten ruhig. Kurz vorher werden sie betäubt, dann geht alles schnell. „Ich würde es hassen, wenn sie dabei schreien würden“, sagt Küppers. Pro Tier dauert der Prozess 20 Minuten.

Heutzutage müsse alles immer schnell gehen, die Betriebe sehen nur den Profit, sagt Küppers. „Aber Fleisch wächst langsam, Fett wächst schnell.“ Küppers versucht den Tieren gerecht zu werden, beste Qualität zu produzieren und gleichzeitig auch wirtschaftlich zu sein. Zwar werde in der Gesellschaft mehr Bewusstsein für Nachhaltigkeit kommuniziert, aber viele würden ihr Denken noch nicht umsetzen, so Küppers. „Ein Gänseessen für 17 Euro ist unter fairen Bedingungen nicht möglich.“ Eine ganze Gans kostet bei Küppers 50 Euro. Tiefgekühlt im Discounter nur etwa die Hälfte. „Die Supermarkt-Gänse kommen meistens aus Ungarn, werden dort gemästet und lebend gerupft“, sagt Küppers.

Während der Meisterschule hat der Kaarster von seinem Chef einen Satz gehört, den er sich immer noch zu Herzen nimmt: „Zuerst musst du dich um die Tiere kümmern, denn die können sich nicht um sich selbst kümmern.“ So füttert Küppers morgens erst die Gänse, bevor er selbst frühstückt. Wenn nach Weihnachten alle Gänse verkauft sind, wird es ganz leise auf dem Geflügelhof. Küppers könne dann nicht mehr so gut schlafen. „Mir fehlt einfach das Geschnatter.“

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