Kaarst Mankartzweg: Umbau nicht vor April

Kaarst · Nach dem tödlichen Unfall eines Rollerfahrers im Juni 2010 sollte der Bahnübergang eigentlich schon im vergangenen Jahr baulich sicherer gemacht werden. Die Bahn allerdings wartet wegen eines Kabeltrassenausbaus noch ab.

 Im Juni 2010 starb ein 16 Jahre alter Meerbuscher, als er mit seinem Roller den Bahnübergang am Mankartzweg überqueren wollte.

Im Juni 2010 starb ein 16 Jahre alter Meerbuscher, als er mit seinem Roller den Bahnübergang am Mankartzweg überqueren wollte.

Foto: Dieter Staniek

Zuletzt war es ein Unfall in Düsseldorf, kurz vor Weihnachten, der unschöne Erinnerungen aufkommen ließ: Zwei Güterzüge rammen an einem Bahnübergang einen liegengebliebenen Linienbus und reißen ihn in mehrere Teile. Eine Lok entgleist, rutscht eine Böschung hinab und zerstört ein Gartenhaus. Verletzt wird bei dem Unfall niemand. Das war in Kaarst, am Kirmesmontag im Juni 2010, anders.

Damals starb ein 16 Jahre alter Meerbuscher, als er mit seinem Roller den unbeschrankten Bahnübergang am Mankartzweg überqueren wollte. Der Junge wurde von einem Regionalzug erfasst. Möglicherweise hatte er ein Warnsignal übersehen, außerdem trug er die Stöpsel eines MP3-Players im Ohr. Nach dem Unglück sollte der Bahnübergang umgebaut und sicherer gemacht werden, und das eigentlich schon im vergangenen Jahr. Bislang allerdings ist noch nichts geschehen. Die Kaarster Grünen haben jetzt in einem Schreiben an die zuständigen "Bahn-Töchter" DB Netz AG und DB Projektbau GmbH um Stellungnahme und Auskunft gebeten. Auch Bürgermeister Franz-Josef Moormann, sagt Fraktionschef Christian Gaumitz, sei aufgefordert worden, sich verstärkt für die Sache einzusetzen.

Fakt ist: Etwa 200 Züge passieren jeden Tag den Bahnübergang, der in der Nähe des Naherholungsgebietes an der Broicherseite, direkt an der Grenze zu Meerbusch, liegt. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 140 Stundenkilometer. In der Öffentlichkeit heftig diskutiert wurde der tragische Unfall vor allem auch deshalb, weil die Bahn der Stadt Kaarst bereits vor dem Unfall eine "Kreuzungsvereinbarung" angetragen hatte, die eine umfangreiche Erneuerung des unbeschrankten Bahnübergangs vorsah.

Erst nach dem Unfall willigte der Stadtrat ein — zugunsten der Sicherheit. Im November 2011 teilte die DB Netz AG der Stadt mit, dass die Umbauarbeiten ausgeschrieben und vergeben wurden. Der Baubeginn, hieß es damals, sei noch für den Dezember 2011 geplant, sofern die Witterungsverhältnisse es zuließen. Ein Bahnsprecher erklärte am Mittwoch, dass dieser nunmehr auf April dieses Jahres verschoben sei. Weil derzeit neun weitere Bahnübergänge umgebaut würden, wolle man Synergieeffekte nutzen. Außerdem wartet die Bahn auf die Plangenehmigung der Kabeltrassenplanung durch das Eisenbahn-Bundesamt. "Das", sagte der Bahnsprecher, "wurde der Stadt Kaarst auch mitgeteilt" — was die Verwaltung bestätigt. Aus dem Rathaus hieß es, der im Hause zuständige Mitarbeiter beabsichtige eine erneute Nachfrage bis zum Ende der Woche.

Eine "Lichtzeichenanlage" mit Halbschranken und eine "kreisverkehrähnliche Verkehrsführung" sollen künftig für mehr Sicherheit am Mankartzweg sorgen. Dafür muss die Straße auf 5,50 Meter verbreitert werden. 750 000 Euro kostet der Umbau insgesamt. Der Eigenanteil der Kommune liegt bei 94 000 Euro. Die Bezirksregierung zahlt einen Zuschuss in Höhe von 65 900 Euro, verteilt auf die Haushaltsjahre 2012/13. So jedenfalls war es bislang geplant. Nicht abgerufene Mittel würden wohl weitergeschoben. Die Bahn streckt vor und rechnet dann ab — sobald der Umbau vollzogen ist.

(NGZ/ac)
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