FDP: Agenda 21 von Rat und Verwaltung vernachlässigt Liberale setzen auf Mitarbeit der Einwohner

FDP: Agenda 21 von Rat und Verwaltung vernachlässigt · Die FDP in Kaarst sieht das Thema "Lokale Agenda 21" vor Ort von Rat und Verwaltung vernachlässigt und wird jetzt selber aktiv: Die Liberalen hatten sich bereits intern mit vier Kernbereichen befasst und setzen jetzt auch auf die Mitarbeit der Kaarster Bürgerinnen und Bürger.

Innerhalb der nächsten sechs Wochen soll es eine öffentliche Grundsatzdiskussion geben, bevor die vier Ausschüsse zusammen kommen. Angedacht ist auch eine Fragebogen-Aktion, um den Bürgerwillen in Erfahrung zu bringen. Obwohl die FDP alle relevanten Gruppierungen angeschrieben hatte, waren jetzt nur gut 20 Interessierte ins Bürgerhaus gekommen, davon gut die Hälfte Inhaber des blau-gelben Parteibuchs. Selbst von den Kaarster Grünen, die ebenso wie die FDP unzufrieden sind mit der Umsetzung der Lokalen Agenda 21, war niemand erschienen. FDP-Chef Jochen Dürrmann bedauerte das geringe Interesse der großen Fraktionen und gab zu verstehen, dass die FDP jetzt versuche, "sich über Arbeitskreise in die Themen einzuklinken". Und er hofft, dass CDU und SPD dann doch noch "auf den fahrenden Zug aufspringen werden".

Für alle vier Arbeitskreise werden noch Teilnehmerinnen und Teilnehmer gesucht. Erste Überlegungen sind bereits jeweils angestellt worden. Dr. Horst Blechschmidt sprach für den Arbeitskreis "Lebensraum Stadt/Stadtentwicklung": Als mögliche Themen nannte er die künftige Gestaltung des erweiterten Bereiches "Maubisstraße" sowie die Schaffung von Grünzügen. Eine zentrale Frage: Wie wird beziehungsweise soll Kaarst sich einwohnermäßig entwickeln? Fehlt es an attraktivem Wohnraum für Senioren? Wichtig sei eine zukunftsorientierte Planung.

Jochen Dürrmann sprach über den Komplex "Wirtschaft/Ausbildung Arbeit". Was er generell beklagte: "Das Konzept der großen Parteien ist die Konzeptlosigkeit." So gebe es kein Stadtentwicklungskonzept, und den Flächennutzungsplan von 1982 bezeichnete er als "Flickenteppich". Eine wesentliche Erkenntnis: "Es gibt zu wenig Arbeitsplätze vor Ort." Erstaunlich: In Kaarst sind rund 3.900 Gewerbebetriebe gemeldet. Ilse Vogel referierte über die Bereiche "Kultur, Freizeit, Soziales, Schule, Jugend und Bildung". Eine Frage, die es zu erörtern gilt: "Macht es Sinn, ein Kulturbüro einzurichten?" Außerdem werde möglicherweise der Bedarf an betreutem Wohnen und an Seniorenwohnungen steigen. Ebenfalls diskutiert werden müsse, ob weitere Sportanlagen benötigt werden oder ob es sinnvoller sei, die bestehenden Anlagen zu sanieren. Für die Schulen wünscht sich Ilse Vogel mehr Selbständigkeit.

Volker Zachel widmete sich dem Themenkomplex "Umwelt, Naturschutz, Landwirtschaft". Er streifte Überlegungen wie das Anlegen von Wanderwegen und Grillplätzen, neue Betriebe müssten schadstoffarm oder schadstofffrei arbeiten, mit Freifläche müsse sehr überlegt umgegangen werden. Beifall bekam er für die Anregung: "Die Ortseingänge sind so zu gestalten, dass folgendes Aha-Erlebnis einsetzt: Jetzt komme ich in eine Stadt, wo ich willkommen bin und wo ich mich wohlfühlen kann."

Helmut Ludwig, langjähriges CDU-Mitglied, appellierte, verstärkt die Öffentlichkeit in die Diskussion einzubeziehen: "Die Bürger haben zum Teil ganz andere Vorstellungen als die Politik." Thomas Bierholz setzte sich mit seinem Vorschlag durch, zunächst noch einmal eine Grundsatzdiskussion an Hand von Basisdaten zu führen, bevor die Arbeit in den vier Gruppen losgeht.

Manfred Schneider regte eine Fragebogen-Aktion an, um allen Einwohnern die Chance zu geben, sich zu bestimmten Themen zu artikulieren. Der FDP-Vorstand wird entsprechende Fragen ausarbeiten, die Grundsatzdiskussion soll in sechs Wochen erfolgen. Zwischendurch sind immer wieder Treffen der vier Arbeitsgruppen geplant, deren Ergebnisse dann über die Medien veröffentlicht und über die einzelnen Fachausschüsse in den politischen Raum hineingetragen werden sollen. Wer sich in einer der Gruppen engagieren möchte, braucht keiner Partei anzugehören. barni

(NGZ)
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