Kaarst "Kirche wird kleiner, aber glaubwürdiger"

Kaarst · Generalvikar Dominik Meiering referierte in der Gesprächswerkstatt der katholischen Pfarreiengemeinschaft Kaarst-Büttgen.

 Generalvikar Dominik Meiering diskutierte im Saal des Pfarrzentrums Holzbüttgen mit Haupt- und Ehrenamtler der katholischen Kirche.

Generalvikar Dominik Meiering diskutierte im Saal des Pfarrzentrums Holzbüttgen mit Haupt- und Ehrenamtler der katholischen Kirche.

Foto: Woi

Es hätte schon einer Offenbarung des Johannes bedurft, um die Frage "Wie wird unser Weg sein, Herr Generalvikar?" ausreichend zu beantworten. Dominik Meiering, seit Februar 2015 Generalvikar und damit "kirchlicher Betriebswirt" des Erzbistums Köln, versuchte in der vierten Gesprächswerkstatt der katholischen Pfarreiengemeinschaft Kaarst-Büttgen im voll besetzten Saal des Pfarrzentrums Holzbüttgen trotzdem befriedigende Aussagen zu geben.

Die Realität ist auch ihm schmerzlich bewusst: Seit 1990 80.000 bis 180.000 Kirchenaustritte pro Jahr, und dieser Abwärtstrend setzt sich auch bei der Taufquote fort. Nur die Bestattungsquoten seien am stabilsten, denn das Alter habe Zukunft, erklärte der 46-jährige Geistliche schmunzelnd. Diese Zahlen führen bei engagierten Christen zu einer gewissen Traurigkeit. "Ich plädiere für Aufbruch anstatt Abbruch und habe die Nase voll von Larmoyanz", machte Meiering unmissverständlich klar. Stattdessen müsse man sich überlegen, wie man Erfahrungsräume schaffe, in denen Begegnungen stattfinden können.

Beispiel hierfür sei das jugendpastorale Zentrum "Crux" in der Kölner Südstadt, in dem Jugendliche unabhängig von ihrem Verhältnis zu Glauben und Kirche angesprochen werden. "Ich bin für die ehrliche Methode: die Realität akzeptieren, sich innerlich frei machen und Gott im Angesicht des Menschen finden", erläuterte er..

Dass es morgen eine andere Kirche als heute geben werde, dass man letztendlich nicht wisse, was morgen sein werde, und dass er die Fragen nach dem Erhalt vieler Kirchengebäude und der Zukunft des Priesterberufs nicht beantworten konnte, ließ ihn sympathisch und glaubwürdig erscheinen. Ihm war es wichtig, den Zuhörern Zuspruch und Bestärkung zu vermitteln. Dazu gehört für ihn die Frage, wieso Menschen in der Kirche bleiben. Der Schlüssel sei der persönliche Einsatz aller Getauften und Gefirmten, sich einzusetzen. Das bedeute eine Entdeckungsreise jedes Einzelnen, betonte Meiering.

Die lebhafte Diskussion zeigte die Nöte der Anwesenden: Fragen zum Frauendiakonat, zur Zukunft der katholisch geführten Einrichtungen und Ökumene. Auch fühlten sich einige bei ihrem oft jahrzehntelangen ehrenamtlichen Einsatz von "Köln" alleine gelassen. Darauf antwortete der Generalvikar zunächst etwas ausschweifend und undifferenziert, aber schließlich kristallisierte sich heraus: der Priester bleibt Leiter der Pfarrgemeinde, auch wenn Laien zunehmend Aufgaben übernehmen sollen (müssen) und ein katholischer Kindergarten müsse auch katholische Inhalte vermitteln.

Er rief alle zu größerer Gelassenheit auf, denn die Kirche werde in einem langen Prozess kleiner, aber glaubwürdiger werden. Zudem regte er ein neues Gebetsverhalten mit mehr Selbstverständlichkeit an, das sich etwa im Bibelteilen verwirklichen lasse. Wichtig bleibt die tätige Hilfe für andere. Da der Abend ausschließlich von Haupt- und Ehrenamtlichen besucht war, verliehen die aufmunternden Sätze des Generalvikars dem Ganzen den Charakter einer Selbsthilfegruppe. Nach einem von Meiering dirigierten Kanon und seinem Segen gab es bei einer Stärkung Gelegenheit zum persönlichen Gespräch.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort