Kaarst Kippt das Generationenhaus?

Kaarst · Im Sozialausschuss scherte die FDP bei der Frage zur Vergabe des Grundstücks "Am Dreeskamp" an den Verein "CoHousing Kaarst" aus. Eine Entscheidung über das Projekt wird nun erst getroffen, wenn der Sozialplan Alter vorliegt.

 Das Neubaugebiet "Am Dreeskamp": Hier würde der Verein "CoHousing Kaarst" sein Mehrgenerationen-Wohnprojekt am liebsten verwirklichen.

Das Neubaugebiet "Am Dreeskamp": Hier würde der Verein "CoHousing Kaarst" sein Mehrgenerationen-Wohnprojekt am liebsten verwirklichen.

Foto: Lothar Berns

Am Dienstag Abend hätte das Fünferbündnis im Sozialausschuss die Weichen stellen können für das Mehrgenerationen-Wohnen, das der Verein "CoHousing Kaarst" auf einem rund 6.000 Quadratmeter großen Grundstück "Am Dreeskamp" anstrebt. Kurzfristig scherte die FDP jedoch aus. Sie hat nichts gegen diese innovative Wohnform, kann aber nicht mehr die gemeinsame Forderung mittragen, dass die Planung und Umsetzung einer vierten Pflegeeinrichtung nicht weiter verfolgt wird. Eine Entscheidung über das Cohousing-Projekt wird erst getroffen, wenn der Sozialplan Alter vorliegt. Er wird Mitte Februar vorgestellt.

Die Diskussion verlief sachlich, Klaus Ulrich Schmid, Vorsitzender des Vereins "CoHousing Kaarst" hatte aus Gesprächen mit Vertretern der Fraktionen offenbar schon herausgehört, dass die von seinem Verein erwartete Entscheidung noch nicht getroffen werden würde. "Wir haben keine Lust auf eine Kampfabstimmung, nehmen mögliche Fragen und Widerstände ernst", sagte er. "Wir wollen hier keinen Kriegsschauplatz, sind vielmehr um einen Kompromiss bemüht", erklärte die Ausschuss-Vorsitzende Anneli Palmen (SPD). Hans-Georg Schell (CDU) legte ein Bekenntnis ab für Cohousing: "Für uns steht außer Frage, dass dieses Projekt eine Bereicherung für die Kaarster Wohnlandschaft ist." Sein dringender Appell: "Wir sollten den Sozialplan Alter abwarten, um beurteilen zu können, ob eine vierte Pflegeeinrichtung in Kaarst gebraucht wird."

Schmid hatte sich offenbar schon Gedanken gemacht. "Wenn die Fläche, auf der die frühere Turnhalle der Albert-Schweitzer-Schule steht, mit überplant wird, wäre möglicherweise Platz für unser Projekt und für eine Pflegeeinrichtung." Beate Kopp (FDP) gefällt der angedachte Standort nicht: "Eine weitere Senioreneinrichtung soll im zentralen Innenstadtbereich geplant werden." Schmid hatte zu verstehen gegeben, dass der Dreeskamp der Wunschstandort sei. An der Karlsforster Straße sei es zu laut wegen der Nähe zur Autobahn. Für die jüngeren Leute mit Kindern sei eine gute Infrastruktur wichtig.

Wie auch immer sich die Politik entscheiden wird, Klaus Ulrich Schmid erklärte, man könne nicht ewig warten: "Spätestens in fünf Jahren wollen wir da drin sein. Wir würden unser Haus gerne in Kaarst errichten, aber wenn dies nicht möglich ist, müssten wir woanders nach einer Alternative suchen." Was ihm unter anderem wichtig war, noch einmal zu betonen: "Wir sind noch nicht in einer festen Kooperation mit der Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft Neuss, wie bereits zu hören war und was bei den Genossenschaftsmitgliedern zu Irritationen führen kann."

Schmid erklärte, die Gründungsmitglieder seines Vereins seien gutsituierte Menschen im letzten Drittel ihres Lebens. Gesucht werden junge Leute mit Kindern, einige Wohnungen sollten deshalb als Sozialwohnungen gebaut werden. Gemeinsamkeit ist der zentrale Begriff, wenn Cohousing beschrieben wird. Ein weiteres Merkmal dieser neuen Wohnform ist Toleranz in Bezug auf religiöse, sexuelle und politische Orientierung.

(NGZ)
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