Kaarst Kein Bock auf "Sheriffs"

Kaarst · Die privaten Sicherheitsleute, die ab Mai in der Kaarster Innenstadt auf Streife sind, sollen vor allem Jugendliche von Raufereien und Vandalismus abhalten. Die meisten befragten Jugendliche lehnen die "schwarzen Sheriffs" ab.

Kaarst: Kein Bock auf "Sheriffs"
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Hanno Wilsch sagt klar, gegen welche Unruhestifter die privaten Sicherheitsleute, die ab Mai in der Innenstadt patrouillieren, vor allem vorgehen sollen: "Das sind ja nicht alles Verbrecher, sondern meist Jugendliche, die gezeigt bekommen müssen, dass sie sich nicht alles erlauben können", sagt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP, die den Einsatz der "Schwarzen Sheriffs" — so nennt sie die Opposition — durchgesetzt hat.

 Jack Brändle (17): "Hier laufen schon genug normale Polizisten herum."

Jack Brändle (17): "Hier laufen schon genug normale Polizisten herum."

Foto: Lothar Berns

In den Sommermonaten werden in diesem Jahr die privaten Sicherheitsleute unter anderem im Stadtpark auf Streife gehen und damit vor dem Jugendzentrum Bebop ihren Dienst verrichten. Auf das Thema angesprochen, verdrehen die Jugendlichen, die sich dort regelmäßig treffen, die Augen. "Hier laufen schon genug normale Polizisten herum", ärgert sich Jack Brändle. "Das ist eindeutig zu viel Kontrolle", sagt der 17-Jährige. Diejenigen, die ihren Spaß haben wollten, würden sich eh nicht aufhalten lassen.

Kaarst: Kein Bock auf "Sheriffs"
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"Die nerven nur"

 Alexandra Kaiser (17): "Die Sheriffs können gegen die Zwölfjährigen vorgehen, die Alkohol trinken."

Alexandra Kaiser (17): "Die Sheriffs können gegen die Zwölfjährigen vorgehen, die Alkohol trinken."

Foto: NGZ

Alexander Schwab sieht das ähnlich: "Was sollen die Sicherheitsleute schon machen? Die haben ja nicht die Rechte von Polizisten", erklärt der 15-Jährige. Tatsächlich verfügen die "Sheriffs" nur über Jedermannsrechte, sie dürfen die Jugendlichen lediglich des Platzes verweisen. Alexander Schwabs Fazit: "Die nerven nur." Alexandra Kaisers Urteil ist hingegen ein wenig differenzierter, auch wenn ihr die Sicherheitsleute "nicht auf die Pelle rücken" sollen. Auf der einen Seite, findet sie nämlich, dass der private Wachdienst durchaus seine Berechtigung habe. "Die könnten gegen die Zwölfjährigen vorgehen, die hier im Stadtpark Alkohol trinken", sagt sie. Auf der anderen Seite aber ärgere sie sich schon jetzt über die Zurechtweisungen der Polizei, nur weil sie manchmal mit ihren Freunden zu laut im Park feiere.

Der 16-Jährige Siyar Tekin hat selbst schon erlebt, dass ältere Leute einen großen Bogen um ihn gemacht haben — und das, obwohl er nicht zu den Unruhestiftern gehöre. Von den Sicherheitsleuten habe er nichts zu befürchten, sagt er. Und als "Vorsichtsmaßnahme" sei ihr Einsatz vielleicht gut. Trotzdem sieht er die "Schwarzen Sheriffs" kritisch. "Die Freiheit der Jugendlichen wird eingeschränkt", sagt er. Man denke dann zwei Mal darüber nach, was man rufe, und wie das bei einem Wachmann ankommen könnte. Joshua Köhler (15) würde die 10 000 Euro, die nun in den Sicherheitsdienst investiert werden, lieber sozialen Zwecken zukommen lassen. Auch solchen, die ältere Menschen unterstützen.

(NGZ)
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