Kaarst Katastrophaler Fehlstart

Es war eine politische Bombe, die da im neu gewählten Stadtrat hochgegangen ist. Zum ersten Mal gibt es in Kaarst eine Mehrheit jenseits der ehemals übermächtigen CDU, die nicht nur Anzahl und Größe der Ausschüsse, sondern auch die strategisch wichtigen Zugriffe auf die Ausschussvorsitze festgelegt und somit den Takt für die nächsten sechs Jahre vorgegeben hat.

Die Tatsache, dass die "Oppositionsbank" aus SPD, Grünen, FDP, Zentrum und UWG wie eine Eins stand, belegt, wie groß die Frustration über das Schalten und Walten der Union in der Vergangenheit gewesen sein muss. Nach SPD und FDP haben am Ende auch die Grünen der CDU eine Absage in Sachen Zusammenarbeit erteilt. Die Sachthemen werden weniger der Grund gewesen sein als die Frage, wie eng sich CDU und Grüne bei anstehenden Personalentscheidungen aneinander binden wollen. Für jede Entscheidung müssen fortan neue Mehrheiten geschmiedet werden. Für den neuen CDU-Fraktions- und Parteichef Lars Christoph bedeutet der Verlust der Gestaltungsmehrheit im Rat einen katastrophalen Fehlstart.

Und es könnte für die CDU noch schlimmer kommen: 2015 ist Bürgermeisterwahl. Ob sich Franz-Josef Moormann durchringt, für eine derart geschwächte Union noch einmal anzutreten? Will die CDU nicht riskieren, auch noch das Bürgermeisteramt zu verlieren, müsste sie alles daran setzen, ihn zu überzeugen. Der bei den Kaarstern beliebte Bürgermeister hat gute Aussichten, wiedergewählt zu werden. Außerdem ist er der einzige, der Kraft und Format hat, den Selbstauflösungsprozess der CDU zu stoppen. Wäre die Partei gezwungen, einen - angesichts der Ist-Form sehr wahrscheinlich wieder quälend-kontoversen - Kandidaten-Findungsprozess zu starten, wäre ein Wahlerfolg mehr als ungewiss.

(NGZ)
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