Kaarst Kandidatenkür wird für CDU zur Schicksalsfrage

Kaarst · Während sich die Parteigremien des 5er-Bündnisses auf Christian Gaumitz als gemeinsamen Bürgermeisterkandidaten festgelegt haben, müssen sich die CDU-Mitglieder noch zwischen Ulrike Nienhaus und Ulrich Orlinski entscheiden. Chancen gibt es auf beiden Seiten.

 Ulrich Orlinski ist gebürtiger Kaarster und Beisitzer im Stadtverbandsvorstand. Ulrike Nienhaus sieht die mögliche neue Aufgabe als Herausforderung.

Ulrich Orlinski ist gebürtiger Kaarster und Beisitzer im Stadtverbandsvorstand. Ulrike Nienhaus sieht die mögliche neue Aufgabe als Herausforderung.

Foto: lber

Der 20. März ist für die Kaarster CDU ein wichtiger Tag. Dann nämlich sollen die Mitglieder darüber entscheiden, wer für die Union gegen den Kandidaten des 5er-Bündnisses, Christian Gaumitz, in den Wahlkampf um das Bürgermeisteramt zieht. Dass es diesmal ein Kampf ebenbürtiger Gegner - mit echten Chancen und Risiken auf beiden Seiten - werden könnte, ist für die erfolgsverwöhnten Kaarster Christdemokraten eine neue Situation.

 Ulrich Orlinski ist gebürtiger Kaarster und Beisitzer im Stadtverbandsvorstand. Ulrike Nienhaus sieht die mögliche neue Aufgabe als Herausforderung.

Ulrich Orlinski ist gebürtiger Kaarster und Beisitzer im Stadtverbandsvorstand. Ulrike Nienhaus sieht die mögliche neue Aufgabe als Herausforderung.

Foto: lber

Noch scheint unter den Mitgliedern die Enttäuschung über den Nicht-Wiederantritt Franz-Josef Moormanns nach 16 Jahren im Amt lähmend groß zu sein, auch wenn wohl jeder für seine Entscheidung zum Rückzug ins Privatleben Verständnis hat. Kaum anders lässt sich das angesichts der Größe der Partei eher mittelgroße Interesse an den Kandidatur-Bewerbern Ulrike Nienhaus und Ulrich Orlinski in den vergangenen Wochen erklären. Oder anders ausgedrückt: So geerdet war die Kaarster CDU vor einer Bürgermeisterwahl wohl noch nie - was nicht an der Qualität der Kandidaten liegt. Wahrscheinlich ist es die ungemütliche Gesamtsituation.

Nach der Gestaltungsmehrheit im Stadtrat darf die CDU aus ihrer Sicht nicht auch noch den Verwaltungschefposten verlieren. Ulrich Orlinski formulierte es bei seiner Vorstellung vor rund 60 Mitgliedern des Ortsverbands Kaarst diese Woche so: "Solange wir den Bürgermeister stellen, sind wir in der Wahrnehmung der Menschen eine CDU-Stadt". Die Frage, die die Unionsmitglieder jetzt für sich beantworten müssen, ist: Wer hat die größeren Chancen, Projektionsfläche für den größeren Teil der Kaarster Bevölkerung sein?

Fakt ist: Mit Ulrike Nienhaus und Ulrich Orlinski treten zwei Bewerber mit konträren Profilen an: Frau ohne Kinder gegen Mann mit Familie (drei Kinder), promovierte Geologin mit Auslandserfahrung gegen Volljuristen, Abteilungsdirektorin bei der Bezirksregierung Düsseldorf gegen selbstständigen Anwalt mit kleiner Kanzlei im Kaarster Osten. Partei- und Fraktionschef Lars Christoph unterstützt, nachdem er selbst auf eine Bewerbung für die Kandidatur verzichtet hat, Ulrike Nienhaus. Die ist seit 2003 Vorsitzende des Verbandes der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV) in Kaarst und hat nicht nur Rede-, sondern vor allem auch Verwaltungs- und Führungserfahrung. Circa 560 Mitarbeiter hat die Abteilung, die die Kaarsterin in Düsseldorf leitet. Für viele CDU-Mitglieder dürfte das ein entscheidendes Argument "pro Nienhaus" sein.

Für die gebürtige Grefratherin, die seit fast 35 Jahren in Kaarst lebt, spricht sicher auch ihr Geschlecht. Mit einer Frau als Bürgermeisterkandidatin könnte die CDU gezielt Wählerinnen ansprechen. "Frau gegen Mann" ist vermutlich der einfacher zu gestaltende Wahlkampf. Auf der Negativseite steht für die 59-Jährige die kaum vorhandene kommunalpolitische Erfahrung. Ulrich Orlinski hat diese als Mitglied im Schulausschuss gesammelt, und als erster Nachrücker auf der CDU-Reserveliste für den Stadtrat nimmt er außerdem an den Fraktionssitzungen teil.

Letztendlich wird die CDU auch perspektivisch entscheiden müssen: Schickt sie einen 46 Jahre alten Kandidaten ins Rennen und leitet so etwas wie einen moderaten Generationswechsel ein, oder entscheidet sie sich für eine Übergangskandidatin? Denn: Dass sich Ulrike Nienhaus im Jahr 2020 mit Mitte 60 erneut zur Bürgermeisterwahl stellten wird, erscheint doch eher unwahrscheinlich.

(NGZ)
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