Volker Pispers Kabarett riskieren

Volker Pispers · Am Sontag trat er zum wer-weiß-wievielten-Mal in Kaarst auf, am Sonntag vor 20 Jahren spielte Volker Pispers zum ersten Mal vor zahlendem Publikum. Obwohl Pispers damals gar nicht recht an ein Engagement glauben mochte. "Vorweggegangen war die Anfrage von einem Professor für die Weihnachtsfeier in seinem urologischen Institut. Und im Zusammenhang mit meinem Nachnamen hatte ich sofort wieder meine Kommilitonen in Verdacht.......", erzählte der inzwischen bestens etablierte 44-Jährige beim ersten Künstlertreff im Albert-Einstein-Forum.

Der Künstlertreff, veranstaltet vom im März gegründeten Verein der Freunde und Förderer des Kaarster Kabarett- und Kleinkunstprogramms F3K e.V., soll sich als lockeres Zusammentreffen im Anschluss an Kabarett-Veranstaltungen wiederholen.

"Der nächste Treff ist im Frühjahr vorgesehen, berichtet der Vorsitzende des derzeit etwa 40-köpfigen Vereins, Pispers ist eines der ersten Mitglieder. Der Verein verfolgt drei Hauptziele: "Wir wollen helfen, junge Künstler vor ein großes Publikum zu holen, wir wollen durch finanzielle Unterstützung auch jüngere Besucher anlocken und wir wollen auch Künstler aus fernen Landen nach Kaarst holen", so Marzinkowski. Ziel ist es natürlich auch, dass mit Hilfe der Mitglieder und Sponsoren ermöglicht wird, in Zeiten knapper Kassen das Kaarster Kulturprogramm in seiner Fortentwicklung zu unterstützen.

"Wir finden, dass das Kulturamt, allen voran Uschi Spors, in Kaarst ein grandioses Kabarett- und Kleinkunstprogramm auf die Bühne bringt", findet Marzinkowski. Volker Pispers plauderte indes beim ersten Künstlertreff aus dem Nähkästchen. Eine Kabarett-Vorstellung strenge an. Nicht nur die Köpfe der Besucher, sondern auch die Künstler. Pispers nimmt sich deshalb nachmittags gerne mal eine Auszeit. "Dann lege ich mich 'ne Stunde hin, um abends fit zu sein." Er war gleich bereist, nach der Vorstellung den Künstlertreff zu besuchen. "Zur erste Reihe im deutschen Kabarett zähle ich Sie noch nicht, aber sie haben sich kräftig gesteigert", legte eine Zuschauerin gleich munter los. Das allgemeine Gelächter verdeutlichte, dass dies in der geselligen Runde durchaus anders gesehen wurde.

Pispers schmunzelte: "Danke, ich werde auch weiterhin versuchen, mich zu steigern." Dass dies nicht immer einfach ist, erfuhr er vor etwa einem Jahrzehnt, als ihm der Deutsche Kleinkunstpreis verliehen worden war. "Das erfährt man im Oktober, die Preisverleihung ist dann im März. Und kurz darauf wollte ich mein neues Programm spielen." Weil er nun aber die große Auszeichnung erhalten hatte, setzte er sich zu sehr unter Druck. Das Ende vom Lied: "Nichts lief mehr. Die Plakate fürs neue Programm waren schon gedruckt, die Termine standen fest und ich hatte kein Programm."

Schon damals erwies es sich als vorteilhaft, dass der eifrige Zeitungleser Pispers seine Auftritte stets mit aktuellen Ereignissen auf einen neuen Stand brachte. "Obwohl die grundlegenden Probleme sich nicht verändert haben." So könne er die Ära Kohl ohne Schwierigkeiten auf den heutigen Kanzler übertragen: "Das merkt keiner". Damals machte Pispers, den Existenzsorgen quältem ("Ich hatte nach dem ersten Staatsexamen meine Lehrerausbildung abgebrochen, weil keine Aussicht auf Anstellung bestand, und hatte keinen Berufsabschluss.") mit seinem alten Programm weiter - mit Erfolg, es folgten weitere Ideen und neue Programme.

Heute ist Pispers ein Zuschauermagnet, dass der Anfang nicht leicht war, hat er nicht vergessen. "Auch wenn 20, 30 oder 40 Leute da waren, Kabarett habe ich immer gerne gemacht." Nicht zuletzt mit zahlreichen Fernsehauftritten kam der ganz große Durchbruch, der Pispers den Blick auf den Nachwuchs aber nicht verschließen lässt.

Seine Empfehlung: "Riskieren Sie es ruhig einmal, zum Auftritt eines unbekannteren Kabarettisten zu gehen. Meistens lohnt es sich, und spannender als Fernsehen ist es allemal." Die anfangs erwähnte Dame empfahl Pispers dennoch, am Donnerstag mal bei "Scheibenwischer" reinzuschauen, die Sendung sei immer gut. Die Antwort kam prompt: "Da bin ich auch drin. Den Text habe ich gestern geschrieben, und heute bei Ihnen in Kaarst getestet. Und keiner hat's gemerkt." Ralf Angenendt

(NGZ)
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