Kaarster Künstler Wilhelm Schiefer verabschiedet sich von der großen Bühne

Kaarst · Seit seinem zwölften Lebensjahr ist Wilhelm Schiefer eng mit dem Theater verbunden. Nun hat der 88-Jährige aus gesundheitlichen Gründen entschieden, sein ehrenamtliches Engagement im Theaterverein Kaarst zu beenden.

Wilhelm Schiefer hat sein Engangement beim Theaterverein Kaarst beendet.

Foto: Andreas Woitschützke

Als der renommierte Theaterverein Kaarst im Oktober die Premiere des Stücks „Biedermann und die Brandstifter – Lehrstück ohne Lehre“ auf die Bühne brachte, merkten die Zuschauer schnell, dass eine ordnende Hand fehlte. Die Hand von Wilhelm Schiefer, der einige Wochen vor der Aufführung erkrankt war und bei den Proben nicht dabei sein konnte. Das Stück hatte Schwächen, die man so von früheren Aufführungen gar nicht kannte. In Zukunft muss der Theaterverein Kaarst weiter ohne seine wohl prägendste Figur auskommen. Denn Schiefer nimmt aus gesundheitlichen Gründen und wegen seines hohen Alters Abschied von der Bühne. Er sei „ein wenig traurig“ darüber, blicke aber „mit Stolz auf die Zeit zurück“, in der der Theaterverein Kaarst unter seiner Leitung große Erfolge feiern konnte.

Schiefer ist seit seinem zwölften Lebensjahr mit dem Laientheater verbunden, spielte zunächst in einer Theatergruppe in Düsseldorf als Schauspieler mit, später übernahm er diese als Leiter. Nach seinem Studium der Germanistik und Kunstgeschichte gründete Schiefer während des Referendariats am Schwann-Gymnasium in Neuss eine Theater-AG, die „großen Zuspruch fand und anspruchsvolle Stücke auf die Bühne brachte“, wie er sagt.

Dann wurde Schiefer nach Büttgen versetzt, doch die Schauspielerei gab er nicht auf. In Büttgen gründete der heute 88-Jährige sofort eine Theater-AG, die er bis zu seiner Pensionierung leitete. Und da sich kein Nachfolger fand, leitete er die AG auch über seine Pensionierung hinaus weiter. Das Ziel der Truppe war es immer, anspruchsvolle Texte einem Publikum zu bieten, dass von Herkunft und Alter her noch keinen Zugang zum berufsmäßigen Theater gefunden hatte. Dazu gehörten zeitgenössische Texte wie „Minna von Barnhelm“ oder „Der zerbrochene Krug“. Der Höhepunkt war laut Wilhelm Schiefer aber die Aufführung von Goethes „Faust“. Zuerst wurde der erste Teil aufgeführt, in dem der ehemalige evangelische Pfarrer Ulrich Caspers den „Faust“ und Daniela Frimmersdorf den „Mephisto“ spielte. Die Arbeit der Theatertruppe wurde regelmäßig durch Spenden, vor allem der Stadtsparkasse Neuss, gefördert. Nun entschied sich Schiefer, sein ehrenamtliches Engagement für den Theaterverein zu beenden.