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Hilfsbereitschaft in Kaarst Wenn Engel in der Nachbarschaft wohnen

Kaarst · Henriette Ingerfurth durchlebt eine schwierige Zeit. Sie hat gesundheitliche Probleme, ihr mann leidet seit drei Jahren an Parkinson. Die Nachbarn helfen, wo es geht.

Die letzten Monate waren für Henriette Ingerfurth eine einzige Tortur. Und das alles nur, weil die Driescherin einen kleinen Tempel in ihrem Vorgarten an einen anderen Platz stellen wollte. Das war am 2. Mai dieses Jahres. Der Arzt diagnostizierte einen Hexenschuss und verschrieb Schmerztabletten. Doch die machten es nur noch schlimmer. Die Folge: Ingerfurth erlitt in der Nacht vom 7. auf den 8. Mai einen Darmverschluss und musste mit dem Notarzt ins Krankenhaus transportiert werden. Das Problem: Ihr Mann leidet seit drei Jahren an Parkinson und war alleine zu Hause. Doch die 75-Jährige konnte sich in dieser Zeit – und auch heute noch – auf ihre Nachbarschaft verlassen.

Durch den Darmverschluss musste Ingerfurth neun Tage lang im Krankenhaus bleiben. In dieser Zeit kümmerten sich die acht „Nachbarschaftsengel“, wie Ingerfurth sie liebevoll nennt, um alles: Sie besuchten ihren kranken Mann, kauften ein, damit der Kühlschrank voll ist, fuhren von A nach B und besuchten Ingerfurth selbst auch noch im Etienne-Krankenhaus. „Auch ich wurde nie vergessen in dieser Zeit“, sagt sie. Als sie nach dem Krankenhaus-Aufenthalt wieder nach Hause kam, verschlimmerten sich die Schmerzen im Rücken. „Ich war mit der Pflege meines Mannes überfordert“, sagte sie. Gemeinsam mit dem Krankenhaus suchte sie einen Platz im Seniorenheim für ihren Mann, weil es „leider keinen anderen Weg mehr gab“. Ende August wurde bei ihr eine Fraktur der Wirbelsäule festgestellt, die leidenschaftliche Künstlerin musste zweimal operiert werden. Danach ging sie vier Wochen zur Kur. Ihren Mann hat sie während dieser Zeit nicht gesehen, aber wieder konnte sie sich auf ihre Nachbarn verlassen, die ihn mehrfach in der Woche in Korschenbroich besuchen gingen, sich um das Haus gekümmert und sogar im Garten Unkraut gejätet haben.

Insgesamt sieben Wochen hat sie ihren Mann nicht gesehen. „Der Zustand meines Mannes hat sich in dieser Zeit, in der ich nicht da war, verschlechtert. Seitdem ich wieder zu Hause bin und ihn besuche, geht es ihm besser“, sagt sie. Nach Hause kommen wird er aber nicht mehr. Ingerfurth hoffe, dass sie im Januar wieder Autofahren kann, denn dann fährt sie täglich nach Korschenbroich, um mit ihrem Mann alte Volkslieder zu singen. „Er singt wie ein junger Gott und kennt rund 100 Lieder auswendig. Das Singen macht ihm große Freude“, sagt sie. Bis dahin wird sie zweimal in der Woche zu ihrem Mann gefahren – von ihren Nachbarn natürlich. „Ein Taxi ist auf Dauer zu teuer“, so Ingerfurth. Ihre „Engel“ nehmen sie auch mit zum Einkaufen, und auch im Supermarkt erfährt sie eine Welle der Hilfsbereitschaft: Junge Männer helfen ihr, die Waren auf das Band zu legen, Kassiererinnen packen die Waren in ihre Einkaufstasche. „Ich staune über die Hilfsbereitschaft der Menschen in der heutigen Zeit, denn wir leben ja in einer Ellenbogengesellschaft“, so Ingerfurth.

Und selbst die Nachbarskinder haben versucht, sie aufzumuntern und sie zu einer Party eingeladen. „Das fand ich so rührend, mir standen die Tränen in den Augen“, sagt sie. Eine solche Unterstützung gibt es in der heutigen Zeit nur noch selten. „Ohne meine acht Engel wäre ich verloren“, sagt Henriette Ingerfurth, die in ihrer Freizeit Kreuze aus Fundstücken aus dem Rhein herstellt wie beispielsweise Öldosen oder alte Blechschilder. Vor ihrem Tempel-Unfall war die Seniorin sehr aktiv, früher war sie sogar einmal Eishockey-Schiedsrichterin. „Jetzt muss lernen, mich zu gedulden. Das fällt mir schwer“, sagt sie. Auf ihren kleinen Tempel im Vorgarten blickt sie heute trotz der dramatischen Folgen des Unfalls immer noch gerne.

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