Versorgung in Kaarst Versorgungslücke durch Caritas-Wegzug?

Büttgen · Zum 1. Januar 2021 zieht die mobile Pflegestation der Caritas in Büttgen an den Standort in Neuss an der Rheydter Straße. Interne Quellen befürchten nun eine unübersichtliche Kontaktaufnahme – und „den Verlust von Heimat“.

 Vor allem Senioren sind auf mobile Pflegeangebote angewiesen. (Symbolfoto)

Vor allem Senioren sind auf mobile Pflegeangebote angewiesen. (Symbolfoto)

Foto: dpa/Federico Gambarini

Die mobile Pflegestation der Caritas in Büttgen versorgt zahlreiche Patienten zu Hause und ist aus dem Stadtgebiet eigentlich nicht wegzudenken. Wie lange sie schon dort ist, konnte Kaspar Müller-Bringmann, Pressesprecher des Caritasverbandes Rhein-Kreis-Neuss, auf Nachfrage unserer Redaktion nicht ermitteln. Also gefühlt schon immer – aber das ändert sich nun zum 1. Januar 2021. Ab diesem Zeitpunkt hat die Station ihren Standort in Neuss an der Rheydter Straße. Dort werden auch die Areale Neuss-Mitte und Neuss-Nord betreut. Nur Grevenbroich und Dormagen verfügen dann noch über eigene Standorte.

Den Umzug begründet die Caritas laut Müller-Bringmann wie folgt: „Die Zusammenlegung ist eine betriebliche Entscheidung. Auf diese Weise können freie Räume am Standort Neuss genutzt und organisatorische Prozesse vereinheitlicht werden. Auch ist es möglich, pflegerische Ressourcen zu bündeln und etwa langfristig Pflegefachkräften Vollzeitstellen anzubieten.“

 Die Räumlichkeiten an der Driescher Straße in Büttgen.

Die Räumlichkeiten an der Driescher Straße in Büttgen.

Foto: Simon Janßen

Interne Quellen, die anonym bleiben möchten, sehen das allerdings anders. Bei drei Stationen unter einem Dach befürchten sie nun eine unübersichtliche Kontaktaufnahme, die zunächst auf jeden Fall telefonisch erfolgen müsse. Zwar laufen laut Müller-Bringmann „in rund 95 Prozent der Fälle Kontakte und Beratungen beim Kunden in der eigenen Häuslichkeit oder telefonisch“ ab, jedoch zeige die Praxis nach Darstellung der internen Quellen, dass die Pflegestation von Betroffenen auch gerne persönlich aufgesucht wird, um etwas zu klären oder Bedarf anzumelden. Diese geringere Hemmschwelle falle nun weg. Das Aufgeben der Gemeindecaritas vor Ort komme sogar dem „Verlust von Heimat“ gleich – Betroffene seien „geschockt“. Es entstehe nun die Frage, wie Mitmenschlichkeit und der caritative Grundgedanke der christlichen Nächstenliebe und Wohltätigkeit weiter gelebt werden können. Der Anspruch des Caritasverbandes ist hoch: „Aus der Mitte der Kirche heraus wirken wir in die Gesellschaft hinein“, ist auf der Homepage zu lesen. Kaspar Müller-Bringmann betont, dass „sich für unsere Kunden nichts ändert. Sie werden auf die gleiche Weise gepflegt und versorgt wie zuvor“. Für den Caritasverband war gerade die räumliche Nähe „ein Faktor für die Zusammenlegung“, so Müller-Bringmann. In der Praxis – so die anonymen Quellen – werden hingegen mehr Stress und Fahrerei durch den sechs Kilometer längeren Anfahrtsweg befürchtet. Die rund 18 Mitarbeiter vor Ort wurden laut Müller-Bringmann „aus organisatorischen Gründen“ in der vergangenen Woche über die Umzugspläne informiert: „Bedauerlicherweise mussten wir dabei feststellen, dass der Vermieter einige Teammitglieder durch Zufall bereits eine Woche zuvor über den Umzug informiert hatte“.

Die internen Quellen sind über diese aus ihrer Sicht zu spät erfolgten Informationen gar nicht begeistert, schließlich werbe der Caritasverband mit wertschätzendem Umgang und konstruktiver Teamarbeit für seine Mitarbeiter. Sie seien ohne Angabe von Gründen vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Der Umzug der mobilen Pflegestation reißt nach ihrer Ansicht nun eine Lücke in das „umfassende Angebot“ der Caritas in Büttgen, das beim Bau des Tagespflegehauses im Jahr 2019 noch betont wurde. Dazu zählen das Seniorenheim Sankt Aldegundis, Mahlzeitendienst, Demenzcafé und Angebote der Quartiersinitiative „Älterwerden in Büttgen“.

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