Hendrik Wüst in Kaarst Minister will Planungen für Mobilität verkürzen

Kaarst · „Wasserstraßen sind die einzige Infrastruktur, wo es noch Luft nach oben gibt.“ Das sagte Verkehrsminister Hendrik Wüst, der vor über 80 Besuchern auf Einladung der Mittelstandsvereinigung über die Mobilität in NRW sprach.

Hendrik Wüst  referierte nicht nur, er nahm sich auch viel Zeit für die Beantwortung von Fragen. Diese Chance wollte sich unter anderem Werner Kindsmüller, Vorsitzender der Bürgerinitiative „Kaarster gegen Fluglärm“ nicht entgehen lassen.

Markus Steins, Vorsitzender der Kaarster Mittelstandsvereinigung, begrüßte den Landesminister, der sich auch ins Goldene Buch der Stadt eintrug und sichtlich gut gelaunt war. Er verriet auch den Grund für diesen Gemütszustand: „Ich habe politischen Rückhalt und ziemlich viel Geld zur Verfügung.“ Was angenehm auffiel: Der Minister tat nicht so, als ließe sich jedes Problem sofort lösen. Oft erklärte er, warum die Zustände so sind, wie sie sind, zum Beispiel, warum in die Infrastruktur jahrelang so wenig Geld investiert wurde: „Erst kam die Wiedervereinigung und dann kam Bärbel Höhn.“

Den maroden Zustand vieler Rheinbrücken verglich er mit einem Ikea-Schrank, der drei Umzüge hinter sich habe. Einige Zahlen, die belegen sollten, dass sich jetzt was tue: „Ich war in meiner Amtszeit bei 16 Spatenstichen – 14 dieser 16 Projekte waren bereits in Planung, als ich noch nicht auf der Welt war. Außerdem habe er neue Ingenieure eingestellt und auch bei der Bezirksregierung als Genehmigungsbehörde sei das Personal aufgestockt worden. Seine Forderung: „Die Planungsverfahren müssen verkürzt werden und die Bürger müssen früher als bisher in die Planungen einbezogen werden.“ Verkehre verstärkt auf die Schiene zu verlegen – diesen Tipp bekäme er immer wieder. „Es mangelt aber an Kapazitäten“, erklärte er, „vor allem von und ab den Häfen Rotterdam und Antwerpen.“ Seine Einschätzung: „Wasserstraßen sind die einzige Infrastruktur, wo es noch Luft nach oben gibt.“ Er sprach sich, ganz im Sinne derer, die eine Verlängerung der Regiobahn-Trasse fordern, für eine Reaktivierung und Elektrifizierung alter Bahnverbindungen aus und setzt auch auf die Digitalisierung, auf autonomes Fahren etwa und auf eine App für Fahrten über Verkehrsverbünde hinweg.

Ein Besucher regte an, den Öffentlichen Personennahverkehr preiswerter zu machen. „Lasst uns erstmal dafür sorgen, dass wir einen besseren Personennahverkehr haben“, riet der Minister. Ein Besucher empfahl, die Verkehrsverbünde abzuschaffen. Wüst erklärte dazu folgendes: „Das sind kommunal verfasste Zweckverbände, eine entsprechende Anregung müsste von unten kommen.“

Werner Kindsmüller beklagte den rasanten Anstieg von Landungen nach 23 Uhr: „In Düsseldorf landen mittlerweile mehr Maschinen nach 23 Uhr als in Frankfurt am Main.“ Was er beklagte: „Wir Fluglärmgegner werden vom Düsseldorfer Flughafen nicht ernst genommen.“ Hendrik Wüst verriet, dass die Fluggesellschaften für den Sommer gewisse Verbesserungen in Aussicht gestellt hätten – befriedigend werde der Zustand aber auch dann noch nicht sein. Auch Wüst kann nicht verstehen, warum so viele „19-Euro-Flüge zu den Warmwasserdestinationen“ ab Düsseldorf erfolgen müssen und nicht etwa ab Weeze oder anderen kleineren Flughäfen in der Region. Ryanair will Homebase-Carrier in Düsseldorf werden. „Wir werden diesen Antrag sehr sehr gewissenhaft prüfen – der Homebase-Carrier-Status ist keine Lizenz zum Zuspätkommen“, betonte der Verkehrsminister.

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