Städtepartnerschaft zwischen Kaarst und Perleberg „Hochzeit“ auf Festakt zum Mauerfall

Kaarst · In der Rathaus-Galerie wurde die Partnerschaft zwischen Kaarst und Perleberg besiegelt. Zeitzeugen erinnerten sich an den Mauerfall.

Fotos: So war der Festakt Wiedervereinigung in Kaarst
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So war der Festakt Wiedervereinigung in Kaarst

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Foto: Stadt Kaarst

Die Mauer fiel zwar erst am 9. November 1989, aber dieses 30-jährige Jubiläum wurde schon jetzt im Rahmen des Festaktes zum Tag der Deutschen Einheit gefeiert. Vier Zeitzeugen berichteten über ihre Erlebnisse, Gefühle und Erinnerungen. Ein weiterer Höhepunkt am im Atrium des Rathauses: Aus der Städtefreundschaft zwischen Kaarst und Perleberg wurde eine offizielle Städtepartnerschaft. Die Urkunde wurde von Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus und der Perleberger Kollegin Annett Jura unterzeichnet – dafür gab es von den Besuchern des Festaktes Applaus.

Die Junge Sinfonie Kaarst und MentalLift sorgten für den musikalischen Rahmen, Beate Kowollik moderierte. „Wir blicken zurück auf 30 Jahre Mauerfall, ohne den die Einheit nicht denkbar gewesen wäre“, erklärte Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus. Kreisdirektor Dirk Brügge griff die rechts- und linksextremen Tendenzen im Lande auf. Sein Credo: „Für Extremisten ist kein Platz in unserem Kreis.“ Annett Jura sprach im Zusammenhang mit der Besiegelung der Städtepartnerschaft von einer Hochzeit: „Vor zwei Jahren kam Ulrike mit dem Verlobungsteller vom Tuppenhof nach Perleberg.“ „Das ist wie eine Eheschließung: Mit Urkunde ist das ein ganz anderes Gefühl“, erklärte Nienhaus nach Unterzeichnung der Urkunde. Annett Jura hatte eine Magnum-Flasche Sekt als „Hochzeitsgeschenk“ mitgebracht. Ihr Kommentar: „Die Fröhlichkeit ist auf jeden Fall etwas, was Kaarster und Perleberger verbindet.“

Beate Kowollik sprach von einer „prickelnden Partnerschaft“, bevor sie Lena Krause, Martina Feldhoff, Antoine Nahas, Luis Hoffmann und Cenk Baumann ankündigte. Die Schülerinnen und Schüler des Albert-Einstein-Gymnasiums und ihr Lehrer Dennis Schneider hatten sich mit der DDR auseinandergesetzt. Die Fluchtproblematik wurde dargestellt am Beispiel von zwei geglückten Versuchen, einmal mit einem Heißluftballon, ein anderes Mal mit einem Panzer. „Ich habe den Mauerfall verschlafen“, räumte Annett Jura ein. Gefühle wie Glück, Euphorie und Neugier hätten sich breit gemacht. Jana Liebe war 15 Jahre alt, als die Mauer fiel und in Erfurt auf Schulabschlussfahrt. „Die Russisch-Prüfung war mit einem Mal freiwillig“, erinnerte sich die 45-Jährige. Leider habe es die festgelegten Ausbildungsstellen nicht mehr gegeben, die Betriebe hätten nicht mehr gewusst, wie es weitergehe. Gabi Jensen stammt ebenfalls aus Perleberg. Durch die Kontakte zwischen Kaarst und Perleberg absolvierte sie eine Ausbildung bei der Stadt Kaarst, war im Kulturamt tätig und arbeitet jetzt in der ITK Rheinland. „Nicht, dass Panzer vor der Tür oder auf dem Marktplatz stehen“, hätten die Eltern sich gesorgt. Zur Euphorie sei auch Unsicherheit gekommen, wie es denn weitergehen werde.

Joachim Mies war im Auftrag seines Arbeitgebers, der Rheinischen Post, am 9. November 1989 in der Botschaft in Prag. Als Hans-Dietrich Genscher den Ausreisewilligen mitteilen wollte, dass sie nach Westdeutschland reisen können und seine Worte im Jubel der Massen untergingen, da habe Mies eines gewusst: „Mir war klar, ich musste jetzt als Reporter ziemlich gut funktionieren.“

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