Gratis-Unterricht an Kaarster Musikschule Musiklehrerin gibt achtjähriger Ukrainerin kostenlosen Unterricht

Kaarst · Iva Jovanovich gibt der achtjährigen Polina einmal in der Woche kostenlos Klavierunterricht in ihrer Musikschule. Bald soll sie bei einem Sommerfest spielen.

 Iva Jovanovich mit ihrer Schülerin Polina. Die achtjährige ist mit ihrer Mutter aus der Ukraine nach Deutschland geflohen.

Iva Jovanovich mit ihrer Schülerin Polina. Die achtjährige ist mit ihrer Mutter aus der Ukraine nach Deutschland geflohen.

Foto: ISM Musikschule

Die kleine Polina hat Glück im Unglück: Zwar ist ihre Familie durch den skrupellosen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine zerrissen; ihr ältester Bruder und ihr Vater blieben in der Ukraine, mit ihrem jüngeren Bruder und ihrer Mutter Iryna kam sie vor einigen Wochen nach Kaarst. Aber das Leben der Achtjährigen bekommt jetzt eine Struktur: Sie besucht die Astrid-Lindgren-Schule ni Holzbüttgen. Und einmal pro Woche wird sie von Iva Jovanovic in der Internationalen Musikschule an der Neusser Straße am Piano unterrichtet.

Die Musiklehrerin hatte das große Bedürfnis, etwas für ein Flüchtlingskind zu tun. Ihr Motiv: „Ich bin Serbin, komme auch aus einem Kriegsland.“ Weil sie nachvollziehen kann, wie sich geflüchtete Kinder fühlen, nahm sie Kontakt zu Bürgermeisterin Ursula Baum auf. Und so kam über den Arbeitskreis Asyl der Kontakt mit ihrer Schülerin zustande.

Polina spielt seit drei Jahren Klavier. Iva Jovanovic möchte am 18. Juni ein kleines Sommerfest hinter ihrer Musikschule veranstalten. Bei dieser Gelegenheit soll auch Polina eine kleine Kostprobe ihres Könnens geben. „Sie ist noch ziemlich am Anfang“, lautet die Einschätzung der Musikschul-Inhaberin. Der kostenlose Klavierunterricht einmal pro Woche ist für das Kind eine willkommene Abwechslung und bringt das Mädchen zumindest für eine kurze Zeit auf andere Gedanken. Und der Auftritt wird ihr Selbstwertgefühl stärken.

Polina ist auf jeden Fall voll motiviert. „Ich freue mich darauf, mit ihr zu arbeiten“, sagt Iva Jovanovich. Die Verständigung werde schon klappen. „Wir sind eine musikalische Familie, mit Ausnahme von meinem Mann“, sagt Polinas Mutter Iryna, die zurzeit fleißig die deutsche Sprache lernt. Und sie erzählt, warum sie mit zwei ihrer Kinder ausgerechnet nach Kaarst gekommen ist: „Meine Schwester lebt seit 20 Jahren in Deutschland, in Kaarst wohnt sie seit 15 Jahren.“ Sie war als Eishockeyspielerin nach Deutschland geholt worden.

Die drei Geflüchteten haben mittlerweile eine eigene Wohnung. Polina hat kein Klavier, aber immerhin ein kleines Keyboard. Neben der Musik bastelt die Achtjährige gerne. Sie ist ein kreatives Kind – ein Kind, das gerade dabei ist, gut zwei Flugstunden von ihrer Heimat entfernt ein neues Leben zu beginnen. Mit Musik soll ja bekanntlich alles etwas leichter gehen.

Iva Jovanovich hatte sich Anfang Mai 2021 mit der Eröffnung ihrer eigenen Musikschule einen Traum erfüllt. Mit 18 kam sie aus Serbien nach Deutschland, seit ihrem 19. Lebensjahr gibt sie Musikunterricht. Im Alter von neun Jahren gewann Jovanovich den ersten Preis des internationalen Wettbewerbs für junge Pianisten in Paris. Bis heute sind zahlreiche Preise hinzugekommen.

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