Philipp Schop wurde 103 Jahre alt Trauer um den ältesten Kaarster

Kaarst · Philipp Schop war mit 103 Jahren der älteste Kaarster Bürger. Nun ist er gestorben. Nachdem er als Soldat in seine Heimat zurückkehrte, eröffnete er eine Bäckerei. Schops Sohn Hermann-Josef erinnert sich an das Kaarster Urgestein.

Er war der älteste Bürger der Stadt und ein echtes Kaarster Urgestein: Mit 103 Jahren verstarb Bäckermeister Philipp Schop am 3. Dezember und wurde am 13. Dezember auf dem Kaarster Friedhof beigesetzt. Er fühlte sich als „Reisender in der Zeit“, wie sein Sohn Hermann-Josef erzählt. Damit sind nur noch drei Menschen im Kaarster „Club der 100er“: Nach Angaben der Stadt sind zwei 100-jährige Männer und eine 101-jährige Frau gemeldet.

Am 28. September 1916 wurde Philipp Schop in seinem Elternhaus an der Maubisstraße geboren und lebte dort bis zum Schluss über der von ihm eröffneten Bäckerei. Das Handwerk des Bäckers erlernte er in Mönchengladbach-Ryehdt. Später durchlief er als Soldat alle Stationen des Zweiten Weltkrieges bis hin zur Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Rückkehr gab es keine Arbeit für ihn, also machte Philipp Schop aus der Not eine Tugend und gründete 1949 Bäckerei und Konditorei mit integriertem Café in seinem Elternhaus. Der Schritt in die Selbstständigkeit gelang: „Ein großes Potenzial an Kunden waren die damaligen Flüchtlinge“, erinnert sich Hermann-Josef Schop. 1954 vermählte Philipp Schop sich mit seiner Frau Elisabeth. Drei Kinder wurden ihnen geschenkt: Tochter Anne lebt heute mit ihrer Familie als Ärztin in der Nähe von Braunschweig und ihre Schwester Gertrud hat sich in Thüringen als Steuerberaterin selbstständig gemacht. Hermann-Josef Schop trat in die Fußstapfen seines Vaters, wurde ebenfalls Bäcker und übernahm 1985 die Geschäft, das er bis heute führt.

Nach 43 Ehejahren musste Philipp Schop seine Frau begraben, die mit 78 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben war. Familie und Glaube bildeten die Leitfäden seines Lebens: „Die Familie hatte einen sehr hohen Stellenwert“, sagt sein Sohn. Philipp Schop sah sich als deren Oberhaupt. Auf dem Fundament des katholischen Glaubens spielte sich das Leben des überzeugten Christen ab – er sang im Kirchenchor, war bis zum letzten Lebenstag Kaarster Schütze und gehörte der Gesellschaft „Carolus“ an. Philipp Schop sei ein feierfreudiger Mensch gewesen, der den Karneval noch mehr liebte als das Schützenfest, resümiert sein Sohn. Er war auch als Hoppeditz aktiv, genoss die Karnevalssitzungen mit dem Kirchenchor und im heimischen Café.

Aber Philipp Schop wusste auch um die Probleme seines hohen Alters: „Das Alter ist nicht nur schön und angenehm“, so seine Erfahrung. Denn er überlebte alle Schulkameraden, Freunde und Bekannte seiner Generation, fühlte sich oft einsam und fand keine Gesprächsteilnehmer mehr. Die nächst „jüngere“ Generation ist schließlich auch schon in den Achtzigern, aber da fehlen die Anknüpfungspunkte: „Was soll man da reden“, habe der Vater oft gesagt, so Hermann-Josef Schop. Umso mehr freute sich der Hochbetagte, wenn seine vier Enkel und sein Urenkelin zu Besuch kamen. Verschont von Krankheit und Siechtum, konnte Philipp Schop in seinen eigenen vier Wänden leben. Ein Sturz führte zu einem eintägigen Krankenhausaufenthalt, wo er schließlich friedlich verstarb. Zur Beerdigung erklang „Alles meinem Gott zu Ehren“ aus dem Gesangbuch, das Philipp Schop zu seiner Erstkommunion am 11. April 1926 erhalten hatte. Mit diesem Lied hatte er bis zuletzt jede größere Reise begonnen.

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