Praxis in Kaarst Tierärzte sind systemrelevant

Kaarst · In der Praxis von Ira Hanenberg ist trotz Corona immer Betrieb. Tiere übertragen das Virus aber nicht.

„Ich bin systemrelevant“, sagt Tierärztin Ira Hanenberg und muss selbst ein bisschen über diese Formulierung und Erkenntnis schmunzeln. Aber dann wird sie ernst: Kranke Tiere müssen selbstverständlich behandelt werden und die finanzielle Sorge um wirtschaftliche Herausforderungen – sie hat ihre Kleintierpraxis erst im November 2019 eröffnet – muss dahinter zurückstehen. Und Ira Hanenberg stellt gleich klar: Tiere übertragen nach derzeit wissenschaftlichem Stand kein Corona: „Es sind drei Fälle weltweit bekannt, bei denen Coronaviren auf Tieren gefunden wurden. Aber diese Tiere sind nur kontaminiert und nicht krank. Sie haben halt mit jemandem geschmust, der selbst infiziert war“, erklärt die Veterinärmedizinerin den Übertragungsweg.

Ihr Praxisalltag gestaltet sich derzeit etwas ruhiger – vielleicht haben doch einige Angst vor Ansteckung. Zu tun ist aber immer und Ira Hanenberg achtet streng auf Schutzmaßnahmen: „Ich trage immer eine Maske. Nicht um mich, sondern um vor allem andere vor einer Ansteckung zu schützen“, erklärt sie. Die Besucher können sich am Tresen unmittelbar am Eingang desinfizieren. Das Mittel habe sie allerdings „an die Kette gelegt“, um Diebstahl zu vermeiden. Ihre Besucher bekommen von ihrer Nichte genähten Mundschutz, der dankbar angenommen wird: „Die Besitzer sollen bei der Behandlung ja dabei sein. Einfach das Tier an der Tür abgeben geht gar nicht“, so die Fachfrau. Während der Behandlung bittet sie Frauchen und Herrchen, den gebotenen Sicherheitsabstand einzuhalten. Es kommt aber auch vor, dass die Tiere aufgrund der Maske plötzlich Angst vor ihrem Besitzer haben. „Dann sage ich ihnen einfach, sich an die Tür zu stellen, so dass noch Blickkontakt zum Tier besteht“, erzählt Ira Hanenberg. Die Masken werden jeden Abend ausgekocht und alle Viren auf diese Weise abgetötet.

Drei Wochen reicht ihr Desinfektionsmittel noch für den Operationsbereich. Das Schlimmste ist aktuell das Einschläfern von Tieren: Denn Hanenberg kann keinen Trost durch Umarmungen spenden, wie sie es normalerweise tut. „Sehr schade“, sagt die Tierärztin. Abstand halten funktioniert in ihrer 400 Quadratmeter großen Praxis gut. Ira Hanenberg warnt trotz der unsicheren Zeiten vor Panikmache und wirbt für mehr Gelassenheit und Humor. Tiere jetzt aus Unsicherheit ins Heim zu bringen, hält sie für falsch. Gerade jetzt sind zum Beispiel Hunde treue Begleiter bei notwendigen Spaziergängen. 

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