Mo aus Syrien Kaarster Flüchtling nach Berlin eingeladen

Büttgen · Der syrische Flüchtling Mo (16) hat bei einem parlamentarischen Frühstück in der Hauptstadt jetzt seine Geschichte erzählt – und bewegende Details mit den Gästen geteilt.

 Ursula Baum, Mo, Helge Lindh, Frank Remus und Susanna Krüger von der Organisation „Safe the children“ (v.l.).

Ursula Baum, Mo, Helge Lindh, Frank Remus und Susanna Krüger von der Organisation „Safe the children“ (v.l.).

Foto: Safe the Children

Mo (kompletter Name der Redaktion bekannt) ist mittlerweile 16 Jahre alt und wohnt mit seiner Familie in einer 50 Quadratmeter großen Wohnung in Büttgen. Vor fünf Jahren kam er als Flüchtling mit seinem Onkel nach Deutschland – ohne Eltern und Geschwister. Viele andere Flüchtlingskinder haben nicht so viel Glück wie Mo. Für diese hat der junge Syrer nun bei einem parlamentarischen Frühstück in Berlin vor 40 Gästen seine Geschichte erzählt. Eingeladen wurden er und seine Ziehmutter Ursula Baum vom Hochkommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge (UNHCR), einem Amt der Vereinten Nationen, das sich um den Schutz von Flüchtlingen und Staatenlosen kümmert. Mit dabei waren außerdem Helge Lindh, Bundestagsabgeordneter der SPD, und Susanna Krüger von der Organisation „Safe the children“.

In seinem Vortrag, für den er gemeinsam mit Ursula Baum kräftig geübt hatte, ging es um den Begriff Kernfamilie. Wen dürfen Kinder im Falle eine Flucht mitnehmen? Wen nachziehen? Bis zu welchem Alter? Der Begriff Kernfamilie wird in Deutschland unterschiedlich ausgelegt – zum Leidwesen vieler Kinder. In Berlin beispielsweise dürfen Eltern und minderjährige Geschwister einreisen. Das für die Stadt Kaarst zuständige Ausländeramt lehnt dies nach Angaben von Ursula Baum jedoch ab. „Das hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun“, sagt sie. Außerdem verstoße das Verfahren gegen die UN-Kinderrechtskonvention.

Der 16-jährige Mo erzählte in Berlin von seiner Flucht aus Syrien. „Mir wurde nicht gesagt, dass ich alleine klarkommen muss“, sagt er. Anfangs ging es ihm noch relativ gut, weil er die Hoffnung hatte, dass seine Familie irgendwann nachkommen darf. Als Mo’s Onkel seine Familie nachholen durfte, habe er sich zwar gefreut, gleichzeitig fragte Mo sich aber, warum seine Eltern und Geschwister nicht nach Deutschland kommen dürfen. Er berichtete in Berlin von Albträumen, Schlaflosigkeit und Konzentrationsschwächen in der Schule, wodurch seine Noten schlechter wurden. Zum Glück habe er in Ursula Baum eine zweite Mutter gefunden, die ihn immer motiviert und Hoffnung gegeben habe, dass eines Tages alles gut werden wird. „Ich glaube, die meisten Politiker haben das Wort Kernfamilie vergessen“, sagte er in Berlin. Nachdem erst sein Vater alleine nach Deutschland reisen durfte, kam sieben Monate später auch seine Mutter mit den Geschwistern nach und sie waren endlich wieder vereint. „Ihm war bewusst, dass er dort für alle Kinder dieser Welt spricht“, sagt Baum. Mo ist inzwischen glücklich und wird im August eine Ausbildung beginnen, die Vergangenheit aber werde immer in ihm stecken.

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