„Schlachtplatte“ in Kaarst Jahres-Auftakt mit Biss

Kaarst · Beim satirischen Jahresrückblick „Schlachtplatte“ geht es traditionell nicht zimperlich zu. So war es auch in diesem Jahr. Wer bekam sein Fett weg?

Vor ausverkauftem Haus brannte das Ensemble ein Feuerwerk an Humor ab.

Foto: Wolfgang Walter

Das Kaarster Kleinkunstprogramm begann auch in diesem Jahr wieder mit der „Schlachtplatte“, einem satirischen Jahresrückblick. Alice Köfer, Robert Griess, Holger Müller und Kathi Wolf arbeiteten das vergangene Jahr, aber nicht streng chronologisch ab. Holger Müller schlüpfte in die Rolle, die ihn berühmt gemacht hat, nämlich die des Ausbilders Schmidt.

Das Quartett hatte sich die Spielfreude nicht vermiesen lassen, was ja keine Selbstverständlichkeit ist angesichts der vielen Horrornachrichten. Der Beginn roch nach Friede, Freude, Eierkuchen: Alle Akteure in Barbie-Rosa. Sie huldigten damit der Barbie-Verfilmung in 2023. „2023 war das beste Jahr aller Zeiten“, erzählten sie dem Publikum im ausverkauften Albert-Einstein-Forum. Dann wurde es ernst: Einem wohlhabenden Land beim Abstieg zuschauen, das war ihre traurige Mission. Die Bahn spielte in diesem Zusammenhang eine unrühmliche Rolle und auch die Bundeswehr.

Robert Habeck wurde zur „armen Sau des Kabinetts“ gekürt: „Egal, was er anfasst, es wird zu Schei…“ Das trotz der wenig erfreulichen Umstände gut gelaunte Quartett machte sich auch über Friedrich Merz lustig: Der warte immer noch auf einen Zahnarzttermin. Merz hatte ja bekanntlich den Asylbewerbern unterstellt, nach Deutschland zu kommen, um sich die Zähne machen zu lassen, was zu dem Begriff „Karies-Flüchtlinge“ geführt hatte. Der Humor war mitunter total schwarz. Eine Frage, die berechtigt schien angesichts der Tatsache, dass fast jeder Vierte die AfD wählen möchte: Die Zuschauer, die mit der Rechtsaußenpartei liebäugeln wurde gebeten, sich zu outen.

Holger Müller machte deutlich, dass er seine Rolle als Ausbilder Schmidt immer noch liebt. Er erzählte, wie er als neugeborenes Kind die Nabelschnur zerbissen hatte. Sein Tipp: Senioren rekrutieren. Ihre Gehhilfen würden eine wirksame Panzersperre bilden können. Das große und traurige Thema, der Überfall der Hamas am 7. Oktober, durfte natürlich nicht unterschlagen werden. Die vier Akteure hatten sich dazu etwas Besonderes einfallen lassen: Zwei von ihnen waren für die Palästinenser, zwei für Israel. Sie tauschten ihre Argumente aus. Das ZDF bekam sein Fett weg, der Sender wurde zum Zentrum der Finsternis, aber auch Markus Lanz und Richard David Precht erachteten die vier Akteure für würdig, Teil der Jahresendabrechnung zu werden.

Künstliche Intelligenz war zweifellos ein großes Thema, und weil das so war, gab es auch einen passenden Sketch: Kathi Wolf verkörperte Eva, eine Ehefrau, ein Beispiel für Künstliche Intelligenz. „Bis dass der Akku uns scheide“, dürfte es hier auf der Hochzeit geheißen haben.

(barni)