Brauchtum in Kaarst Start für inklusive Schützengesellschaft
Kaarst · Eine zum Schützengest gestartete Gemeinschafts-Aktion der Scheibenschützen und des Kunstcafés Einblick wird intensiviert. Wie kam es zu dem Projekt?
(keld) Es war ein spontanes Experiment, aber ein gelungenes: Am Schützenfestdienstag liefen fünf Menschen mit Behinderungen inmitten der Scheibenschützen mit: „Das war ein Traum für sie, ein Highlight ihres bisherigen Lebens“, fasst Brigitte Albrecht die Gefühle der jungen Männer zusammen. Die ehrenamtliche Geschäftsführerin des Kunstcafés Einblick, das als Inklusionsbetrieb Menschen mit und ohne Behinderungen Arbeitsplätze bietet, und der amtierende Scheibenschützenkönig Thorsten Schmitter sind seit langem befreundet. Rechtsanwalt Schmitter unterstützt das Café seit geraumer Zeit als Förderer und die Scheibenschützengesellschaft (125 Mitglieder) spendete Sonnensegel für den Außenbereich des Cafés.
Während der Schützenfesttage ist der Bierwagen vor dem Café traditioneller Treffpunkt für die Scheibenschützen – angesichts des Umzugs am Sonntag meinte Brigitte Albrecht: „Was wäre das schön, wenn unsere Leute mal mitlaufen könnten!“ Schmitter griff die Idee sofort auf und stieß auf große Resonanz bei seinen Schützenkollegen: „Sie laufen Dienstag schon mit“, wurde beschlossen. Schützenaussstatter Hans-Peter Schlütter besorgte einheitliche schwarze Shirts sowie Kappen, die Brigitte Albrecht noch mit grünen Kränzen verschönerte, die jemand im Café liegengelassen hatte. Als Gruppe „marschierten“ die jungen Männer dann zwischen den Tell- und Jungschützen der Scheibenschützen mit und waren total begeistert, als sie am Zeltplatz ankamen: „Ich war dabei!“, riefen sie.
Nun soll dieses einmalige Inklusionsprojekt weiter ausgebaut werden. Zunächst sind Brigitte Albrecht und ihre Schützlinge zum 60-jährigen Bestehen der Scheibenschützengesellschaft am 30. Juli eingeladen. Auch an weiteren Veranstaltungen während des gesamten Jahres sollen sie teilnehmen, betont Schmitter. Dann lernen sie die Schützen näher kennen und können Vertrauen aufbauen – das ist eine gute Vorbereitung auf das Schützenfest 2023. Um sie auch äußerlich noch mehr zu integrieren, sollen sie dann nicht mehr als gesonderte Gruppe, sondern wirklich gemeinsam mit den Schützen laufen – vielleicht einer pro Reihe mit Sichtkontakt untereinander, erklärt Thorsten Schmitter. Brigitte Albrecht lobt die gute Umsetzung des Inklusionsgedankens: „Die Scheibenschützen stehen für Vielfältigkeit in ihrer Gesellschaft und versuchen die Menschen mit Behinderungen tatsächlich zu integrieren“, sagt sie. Nun ist die Vorfreude auf das kommende Schützenfest noch größer.