Rentner aus Vorst Klage über horrende Gasrechnung

Vorst · Ein 86-Jähriger soll ab Februar nächsten Jahres 100 Prozent mehr zahlen als 2019. Nun muss er sparen, wo es eben geht. Die Stadtwerke zeigen sich nicht verwundert.

 Ab Februar 2022 muss ein Rentner aus Vorst alle zwei Monate 489 Euro zahlen – 140 Euro mehr als im Vorjahr.

Ab Februar 2022 muss ein Rentner aus Vorst alle zwei Monate 489 Euro zahlen – 140 Euro mehr als im Vorjahr.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Es war schon fast ein Hilferuf, den der Vorster Rentner abgesendet hat. Der 86-Jährige, der anonym bleiben will (Name der Redaktion bekannt), legte unserer Redaktion seine Gasrechnung vor. Ab Februar 2022 muss er alle zwei Monate 489 Euro zahlen. Gegenüber dem vergangenen Jahr bedeutet dies eine Erhöhung von 140 Euro. Im Jahr 2019 zahlte der Rentner noch 240 Euro – und nun wird ihm mehr als das doppelte von seinem Konto abgebucht. Zwischendurch wurde der Preis immer wieder angepasst, erst auf 304, später auf 349 Euro.

„Ich habe mehrmals bei den Stadtwerken angerufen, es war aber nicht möglich, mit denen zu sprechen“, sagt der Senior. Dann rief er bei der Stadt Kaarst an, dort wurde ihm mitgeteilt, dass die Stadtwerke ihr Personal aufgestockt haben, weil der Vorster nicht der einzige ist, der unter der Erhöhung zu knabbern hat. „Das ist eine Katastrophe, die auf uns zukommt“, sagt er und befürchtet, dass „viele Haushalte daran kaputt gehen werden“. Er macht den Stadtwerken allerdings keinen großen Vorwurf, weil sie auch an Verträge gebunden seien und das Gas zur jetzigen Zeit sehr teuer ist. Allerdings, so erklärt der Betroffene, müsse er sich durch die neuen Abschlagszahlungen ab sofort mehr einschränken als zuvor. Dabei sei die Heizung im ganzen Haus bereits so gut wie abgestellt. „Ich kann mich in meinem Alter ja nicht mit einem Mantel hier hinsetzen“, sagt er. Eine Erhöhung von einem Drittel würde der Rentner noch hinnehmen, „aber das kann kein Haushalt aushalten“, sagt er. Zudem sei er schwer gehbehindert und ist bei vielen Sachen auf Hilfe angewiesen. Für einen Ein-Mann-Haushalt sei das eine echte Belastung. Auch in seiner Nachbarschaft gebe es viele junge Familien, die unter der Preissteigerung zu leiden haben. „Die Politik muss hier was machen, da kommt sie nicht dran vorbei“, sagt er.

Auf Nachfrage zeigen sich die Stadtwerke nicht verwundert im Hinblick auf die Verdoppelung der Abschlagszahlungen im Vergleich zu 2019. Stefan Pruss ist sich sogar sicher, dass die Preise weiter steigen werden. „Die Preise werden zum Ende des Jahres noch einmal höher sein“, erklärt er gegenüber unserer Redaktion. 2019 sei „die Welt noch in Ordnung“ gewesen, so Pruss weiter. Die Großhandelsmarktpreise seien im vergangenen Jahr um rund 400 Prozent gestiegen, gleichzeitig wurde Anfang des Jahres die CO2-Steuer eingeführt. „Das sind die beiden Faktoren für den Preisanstieg“, so Pruss: „Alle Kunden müssen mehr zahlen.“

Gleichzeitig erklärt er, dass es über einen langen Zeitraum so nicht weitergehen kann – und macht Hoffnung darauf, dass sich die Lage am Energiemarkt nach 2022 entspannt: „Die Preise für die künftigen Jahre sind deutlich geringer als für das kommende“; so Pruss.

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