Jubiläum in Kaarst Seit 100 Jahren eine Bank für die Kunden

Kaarst · Die Raiffeisenbank Kaarst wird in diesem Jahr 100 Jahre alt. Während dieser Zeit haben sich das Geschäft und die Kunden verändert. Ein Blick in die Vergangenheit, als Kartoffeln noch als Zahlungsmittel genutzt wurden.

 Die Geschäftsstelle Vorst befindet sich an der Kleinenbroicher Straße 2 und ist montags bis freitags geöffnet.

Die Geschäftsstelle Vorst befindet sich an der Kleinenbroicher Straße 2 und ist montags bis freitags geöffnet.

Foto: Raiffeisenbank

Mit 17 Mitgliedern hat alles begonnen. Als diese sich am 18. April 1922 trafen, feiert die Raiffeisenbank ihre Geburtsstunde. 100 Jahre später blickt die Raiffeisenbank Kaarst eG auf eine lange und erfolgreiche Firmenhistorie zurück. Eine echte Krise gab es bei der Raiffeisenbank nicht – ansonsten wäre sie heute nicht das einzige eigenständige Kreditunternehmen im Kaarster Stadtgebiet.

„Unsere Wurzeln liegen in der Landwirtschaft“, erklärt Vorstandsmitglied Martin Amann. Das Unternehmen hat seinen Sitz seit 1922 an der Neusser Straße. Kurz nach der Gründung wurde ein separater Raum der Gaststätte „Müllers Pinte“ als Geschäftslokal angemietet. Der erste Vorsitende war Peter Götzen, weitere Vorstandsmitglieder der ersten Stunde waren Wilhelm Robertz, Wilhem Steprath sen., Matthias Speter und Johann Weifels. Den Aufsichtsrat bildeten die Herren Gerhard Linnertz, Wilhelm Schmitz, Peter Spenrath, Peter Bend, Gerhard Fels und Adam Geuen. Am 5. Mai wurde die Genossenschaft unter der Nummer 205 in das Genossenschaftsregister beim Amtsgericht Neuss eingetragen. Zwei Jahre später entschied sich die Generalversammlung, die An- und Verkaufsgenossenschaft in eine Kreditgenossenschaft umzuwandeln. Die neue Firmenbezeichnung lautete Raiffeisenscher Spar- und Darlehnskassenverein eGmuH.

 Die Hauptfiliale der Kaarster Raiffeisenbank an der Neusser Straße. Dieses Foto wurde Anfang der 1990er Jahre aufgenommen.

Die Hauptfiliale der Kaarster Raiffeisenbank an der Neusser Straße. Dieses Foto wurde Anfang der 1990er Jahre aufgenommen.

Foto: Raiffeisenbank

Während der Bankenkrise in den 1920er Jahren zahlten die Kunden in Naturalien – also mit Kartoffeln oder anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen. „Das war unser Vorteil damals“, sagt Amann heute.

Im Jahr 1971 expandierte die Raiffeisenbank und fusionierte mit der am 24. Juni 1927 gegründeten Spar- und Darlehenskasse Büttgen-Vorst. Zwei Jahre später erfolgte die Umformierung zur Raiffeisenbank Kaarst eG, die sie bis heute geblieben ist. „Unsere Kundschaft ist heute ein Querschnitt der Gesellschaft“, sagt Guido Schaffer, das zweite Vorstandsmitglied der Raiffeisenbank. Noch vor 20 Jahren seien die Kunden mit dem Traktor vorgefahren, das ist heute anders. Zwar sind immer noch viele Landwirte Kunden bei der Raiffeisenbank und bilden ein solides Fundament, doch mittlerweile hat sich die Kundschaft verändert, ist moderner geworden. „In den letzten zehn Jahren haben wir mit mehr Unternehmern zusammengearbeitet als vorher“, sagt Guido Schaffer.

 Starkes Duo: Der Kaarster Raiffeisenbank-Vorstand bestehend aus Guido Schaffer (l.) und Martin Amann.

Starkes Duo: Der Kaarster Raiffeisenbank-Vorstand bestehend aus Guido Schaffer (l.) und Martin Amann.

Foto: Andreas Woitschützke

Eine tiefgreifende Veränderung kam mit der Einführung der Computer in den 1980er Jahren. Seitdem schreitet die technische Entwicklung auch in der Bank rasend schnell voran. „Damals haben wir noch Lochkarten genutzt, heute braucht man nur ein Handy und kann damit überall bezahlen“, sagt Schaffer: „Mittlerweile haben wir ein komplettes Netzwerk mit Online-Banking.“ So kann der Kunde heute überall und egal wann seine Bankgeschäfte erledigen.

Dadurch und durch die Corona-Krise in den vergangenen beiden Jahren gibt es laut Martin Amann eine „signifikante Veränderung in der Präsenz“. Die Kundenbetreuer, wie man sie von damals kennt, sind weniger geworden, viel läuft über das Telefon oder Online. Die Raiffeisenbank beschäftigt heute 32 Mitarbeiter, die Zahl sei in den vergangenen 15 Jahren relativ konstant geblieben. Die Pandemie habe ein neues Bewusstsein für das mobile Arbeiten geschaffen

Für die Zukunft sieht sich die Raiffeisenbank gut gerüstet. Allerdings muss sie sich auch mit Fragen auseinandersetzen. „Wie gehen wir damit um, dass die Leute immer weniger Bargeld nutzen? Was wollen die Kunden? Brauchen sie noch den persönlichen Kontakt oder geht das künftig über das Smartphone? Diesen und anderen Herausforderungen müssen und werden wir uns stellen“, kündigt Amann an. Auch der drohenden Explosion der Inflation auf über zehn Prozent muss die Bank entgegensehen. „In einer solchen Situation stehen wir den Kunden zur Verfügung und schlagen ihnen trotzdem Finanzierungsmodelle vor“, sagt Schaffer. Er ist davon überzeugt, dass der persönliche Faktor wieder an Bedeutung gewinnen wird. „Wenn der Kunde wahrnimmt, dass wir für seine Probleme eine Lösung haben, hat die Bank eine Chance, auch in Zukunft eigenständig zu sein“, sagt er.

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