Mundart-Theater „Nüsser Schnute“ will Stammtisch initiieren

Kaarst · Das Mundart-Theater klagt über Personal- und Nachwuchssorgen. Doch das Ziel bleibt: die Mundart nicht aussterben zu lassen. Deshalb wird über einen Mundart-Stammtisch nachgedacht.

 Eine Szene aus dem Stück „Himmel un Ääd“ von der „Nüsser Schnute“. Geschrieben hat das Stück Hildegard Freudenberg.

Eine Szene aus dem Stück „Himmel un Ääd“ von der „Nüsser Schnute“. Geschrieben hat das Stück Hildegard Freudenberg.

Foto: Nüsser Schnute

Was ist eigentlich aus der „Nüsser Schnute“ geworden? Im Frühjahr 2020 hätten es in Kaarst „Nä, wat‘n Neit“ aufführen sollen. Corona machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Aber dem Mundarttheater machte nicht nur die Pandemie zu schaffen. Die Probleme häuften sich, und man kann sagen, dass es die „Nüsser Schnute“ in der seit gut 30 Jahren bekannten Form nicht mehr geben wird. Ganz „gestorben“ ist sie aber noch nicht. Das erklärten die Geschwister Hildegard Freudenberg – sie hatte sieben Stücke für das Mundarttheater geschrieben – und Inge Berger unisono.

Es kam eines zum anderen: Die „Nüsser Schnute“ war 1988 in der evangelischen Kirchengemeinde in Weckhoven aus einem Arbeitslosentreff heraus entstanden. Zwei Jahre später übernahmen dann andere das Ruder, übten 30 Jahre lang regelmäßig ein Stück ein. Geprobt wurde in Weckhoven. Anfang November erfolgte dort Jahr für Jahr die Premiere, später spielte die „Nüsser Schnute“ dann im Albert-Einstein-Forum und anschließend im Rheinischen Landestheater. Zuletzt waren die Zuschauerzahlen rückläufig.

Mit Wehmut erinnern sich Freudenberg und Berger an lange Schlangen Wartender vor dem Landestheater, die sich alle Hoffnungen auf eine Eintrittskarte machten. „Im Gemeindezentrum Weckhoven wollte man uns loswerden“, erzählt Berger. Und sie erklärt „Wir sollten sogar die Bühne abbauen, obwohl sie bereits stand, als wir dort zum ersten Mal auftraten.“ Hinzu kam, dass die Akteure älter wurden und dass nicht genug junge Leute nachrückten: „Wir hätten aktuell nur noch fünf Schauspieler“, beklagt Freudenberg.

Eine Hürde, die im Laufe der Jahre immer höher wurde: Wer mitmachen wollte, musste die hiesige Mundart beherrschen. Längst nicht alle haben das Glück, wie Freudenberg (75) und Berger (69) mit Plattdeutsch aufgewachsen zu sein. Die Nachwuchspflege in Form der „Kleene Schnute“ funktionierte auch nicht wie gewünscht: Schnell wurden aus Schülern Azubis oder Studenten, die anderes im Kopf hatten, als Texte in Mundart auswendig zu lernen.

Wegen der dünnen Personaldecke musste die „Nüsser Schnute“ ein Angebot ablehnen, das die Neusser Schützen ihnen gemacht hatten: Sie sollten im Rahmen der 200-Jahr-Feier im Globe-Theater auftreten. Vor einem Jahr waren sie noch Statisten bei einem Dokumentationsfilm über Keyenberg gewesen. Die Beziehung zum Heimatverein Holzheim ist enger geworden. Zurzeit wird über einen Mundartstammtisch nachgedacht – in Holzheim, vielleicht auch in Kaarst. Die Mundart nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, dieses Ziel ist der „Nüsser Schnute“ geblieben.

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