Gastspiel in Kaarst Niederrhein-Musikfestival in Vorst

Kaarst · Das Konzert im Tuppenhof war eine Premiere in der Festivalgeschichte. Mit 170 Plätzen war das Haus ausverkauft.

Der Luzerner Professor und Cellist Guido Schiefen geriet ins Schwärmen: „Das ist ja hier wie beim Schleswig-Holstein-Festival. Dort finden auch einige Konzerte in Scheunen statt.“ Erstmals war das Internationale Niederrhein-Musikfestival in seiner bald 15-jährigen Geschichte in Kaarst und gab ein Konzert in dem über 300 Jahre alten Vierkant-Tuppenhof in Vorst. Die Scheune im ohnehin beliebten Museum für bäuerliche Geschichte und Kultur bot mit ihrem historischen Ambiente eine einzigartige Kulisse für ein Konzert der Extraklasse.

Jürgen Rau, Geschäftsführer des Museumsfördervereins, freute sich über ein mit 170 Plätzen ausverkauftes Haus. „Hier lässt sich herrlich musizieren“, sagte die künstlerische Leiterin des Festivals, Anette Maiburg. Im ersten Teil stand vor allem spanische Tanzmusik auf dem Programm für Flöte (Anette Maiburg), Kontrabass (Božo Paradžik) und Kastagnetten (Friederike von Krosigk). Eine wertvolle Neuentdeckung für das Festival war Klaus Jäckle (Gitarre). Der Kammermusiker aus Nürnberg war erstmals beim Festival dabei. „Andaluza“ aus den „Spanischen Tänzen“ von Enrique Granados für Flöte und Gitarre war geradezu Barocktanz. Die „Virtuose Flamencoetüde“ für Flöte und Kastagnetten zitiert mehrfach Johann Sebastian Bachs Orgeltoccata d-Moll.

Friederike von Krosigk spielte nicht nur passgenau ihre Kastagnetten, sondern tanzte anmutig und perfekt zur Musik. Die Leiterin des „Ensemble Theatrum“ im Schloss Hohenerxleben (Sachsen-Anhalt) zum Publikum: „Ich hoffe, dass wir heute Abend so weit kommen, dass Sie am Ende auch tanzen.“ Natürlich gab es auch viel Musik von Manuel de Falla, des Meisters der andalusischen Folklore. In seiner Suite mit sieben populären Liedern für Kontrabass und Gitarre hörte man den Bass in den höchsten Tönen innig singen: Er war eine Quart höher gestimmt.

Nach der Pause gab es Musik aus Südamerika von Astor Piazolla, Antonio Lauro und Luis Alfredo Laguna. Cruz Marín Rosas, in Venezuela geborener Cuatrospieler, ergänzte nun das Quartett, der vor allem mit einem „Danza folclórica“ und kompliziertester Rhythmik begeistern konnte. In einem „Pajarillo“ glänzte nochmals das gesamte Ensemble mit einem Solo des viersaitigen Cuatro. Daran reichte die vom Publikum stürmisch geforderte Zugabe nicht mehr heran. Anstelle eines Blumenbuketts überreichte der Museumsverein den Künstlern den originellen Tuppenhof-„Mistellikör“ mit der Einladung: „Unbedingt wiederzukommen.“

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