Ökumenische Musikwoche in Kaarst Islamischer Gebetsruf in katholischer Kirche

Kaarst · Ein Muezzin ist zu Gast in St. Martinus – das hat wohl eher Seltenheitswert. Nicht aber bei der diesjährigen ökumenischen Musikwoche unter dem Motto „Peace“ in den Kaarster Kirchen.

 Mahir Örgüz ist nicht nur Muezzin, sondern auch islamischer Theologe.

Mahir Örgüz ist nicht nur Muezzin, sondern auch islamischer Theologe.

Foto: Örgüz/Mahir Örgüz

Denn am Sonntag, 17. November, tritt in der Kirche St. Martinus (Rathausstraße) der Muezzin Mahir Örgüz auf. Gemeinsam mit rund 140 Chorsängern, einem etwa 25-köpfigen Orchester sowie drei Solisten gehört er zu dem Ensemble, das „The Armed Man – A Mass for Peace“ von Sir Karl Jenkins ab 17 Uhr aufführt. Der evangelische Kantor Wolfgang Weber hat über die Kölner Moschee Kontakt zu Mahir Örgüz aufgenommen – und dieser war sofort Feuer und Flamme. „Er hat sofort zugesagt, für ihn ist es überhaupt kein Problem“, so Weber. In seiner Abschlussarbeit hatte Örgüz die Musik der katholischen Kirche mit der des Islam verglichen – es ist also genau sein Thema.

Erstmals wurde das Werk des walisischen Komponisten Jenkins, das den Opfern des Kosovokrieges gewidmet ist, im April 2000 in der Royal Albert Hall in London aufgeführt. Die Komposition stellt gemeinsam mit dem Film des Walisers Hefin Owen die Schrecken des Krieges, aber auch die Hoffnung auf Frieden dar. „Die Komposition hat 13 Teile und bedient sich bei verschiedenen Religionen“, erklärt Dieter Böttcher, Kantor der katholischen Kirchengemeinde. Gemeinsam mit Wolfgang Weber leitet er die ökumenische Musikwoche, die mit der „Mass for Peace“ ihren Abschluss findet.

Die Versöhnung unterschiedlicher Weltanschauungen und Religionen als wesentliche Voraussetzung für Frieden, spiegelt sich in der Vielfalt der Passagen von Jenkins’ Messe wider. Neben Teilen aus der Messe enthält das Antikriegsstück Passagen aus anderen historischen und religiösen Quellen. Darunter auch der islamische Gebetsruf.

Dieser zweite Teil namens „Call to Prayers“ habe schon für Irritationen bis hin zu Eklats bei anderen Aufführungen gesorgt, sagt Dieter Böttcher. Dabei handelt es sich um den islamischen Gebetsruf „Allahu-Akbar“. „Der Ruf beinhaltet keinen Terror, sondern ist ein friedlicher Gebetsruf“, erklärt der katholische Kantor. „Er wurde allerdings von Terroristen missbraucht und seitdem ist diese Verbindung in vielen Köpfen drin“, so Böttcher weiter. Weber ergänzt: „Wir müssen diesen Gebetsruf wieder positiv besetzen. Das sieht der Muezzin auch so.“ Karten für das Abschlusskonzert gibt es in den katholischen Pfarrbüros in Kaarst und Büttgen sowie im evangelischen Gemeindebüro an der Lukaskirche am Lindenplatz in Holzbüttgen.

Am vergangenen Sonntag hatte die Ökumenische Musikwoche mit der Veranstaltung „Dona nobis pacem“ in der Auferstehungskirche an der Grünstraße begonnen.

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