Ausschuss in Kaarst entscheidet Mehr Geld für Inobhutnahme von Kindern

Büttgen · Der Ausschuss beschloss jetzt einstimmig, dass die Entgelte ab dem 1. Januar 2019 um weitere 9,53 Prozent steigen dürfen.

Die evangelische Jugend- und Familienhilfe gGmbH hat ihren Sitz in Büttgen. Deshalb ist das Jugendamt der Stadt Kaarst zuständig, wenn die Leistungsentgelte angepasst werden sollen. Der Ausschuss beschloss jetzt einstimmig, dass die Entgelte für die Inobhutnahme von Kindern und Jugendlichen ab dem 1. Januar 2019 um weitere 9,53 Prozent steigen dürfen. Die letzte Erhöhung liegt erst ein halbes Jahr zurück. Rebecca Schliefer von der Jugend- und Familienhilfe begründete die Kostensteigerungen. Und sie gewährte einen Einblick in ihre zunehmend aufwendige Arbeit.

Die Pädagogische Ambulanz gibt es seit 1984. Es gibt einen 24-Stunden-Notdienst. Die Aufnahmegründe können in der Familie liegen, beispielsweise wenn ein Elternteil plötzlich stirbt, aber auch beim Jugendlichen selbst. Derzeit gibt es sechs Inobhutnahmegruppen in den Städten Kaarst, Neuss, Brüggen und Willich. Die Arbeit erfordert zunehmend ein hohes Maß an Flexibilität: „Wir bieten eine Aufnahmegarantie rund um die Uhr“, erklärte Rebecca Schliefer und fügte hinzu: „Wenn zum Beispiel zehn Geschwisterkinder aus einer Familie umgehend untergebracht werden müssen, müssen wir diese Plätze sofort zur Verfügung stellen.“

In die Inobhutnahmegruppen kommen Kinder aus 25 Vertragsjugendämtern sowie aus weiteren Jugendämtern, die nicht vertraglich an die Einrichtung gebunden sind, der Einzugsbereich ist dementsprechend groß. Wie schwer die Arbeit ist, machte Rebecca Schliefer an folgendem Beispiel deutlich: „Es kommen immer mehr Kinder und Jugendliche mit einem hohen psychiatrischen Bedarf. Wenn niemand weiß, wohin mit ihnen, werden sie uns zugewiesen.“ Da die sexuelle Reife immer früher einsetze, müsse schon früher nach Geschlechtern getrennt werden – das mache die Unterbringung noch aufwendiger, weil so immer wieder auch Kleinstgruppen eingerichtet werden müssen.

Aus diesem Grund muss mehr Personal vorgehalten werden. Die Verweildauer solle zwar so kurz wie möglich sein, aber die Inobhutnahme könne schon mal bis zu einem halben Jahr dauern. Ute Schnur, Leiterin des Kaarster Jugendamtes erklärte: „Verhaltensauffälligkeiten sind bei Kinder und Jugendlichen deutlich komplexer geworden. Das Gewaltpotenzial ist zum Teil so hoch, dass das Klientel nicht gruppenfähig ist.“ Die Ämter sind dankbar dafür, dass es solche Einrichtungen gibt, auf die sie sich verlassen können. Die Zahl der Inobhutnahmen steigt unter anderem aus folgenden Gründen: Jugendpsychiatrien sind gehalten, Plätze abzubauen. Gleichzeitig gibt es immer mehr Eltern mit psychischen Erkrankungen, die sich nicht um ihre Kinder kümmern können. Nach der Erhöhung der Leistungsentgelte wird die Inobhutnahme ab 2019 für Vertragsjugendämter wie Kaarst 218,97 Euro pro Tag und Kind kosten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort