Martin Schopps in Kaarst Kabarettist kritisiert Bildungsniveau

Vorst · Mit seinem Programm „Tafeldienst“ zeigt Martin Schopps humorvoll den schwierigen Lehrer-Alltag auf.

Martin Schopps ist ein Allround-Talent: Er arbeitet als Lehrer, gilt als einer der gefragtesten Redner im rheinischen Karneval – und er vermag auch als Kabarettist zu begeistern. Es gibt Soldaten-, Rechtsanwälte- und sogar Bademeister-Kabarett, jetzt sind die Lehrer an der Reihe. Was Martin Schopps unter der Titel „Tafeldienst“ gepackt hat, unterscheidet sich elementar von dem Lehrerprogramm „Null Fehler“ von Horst Schroth: Während sich der Hamburger über den Pädagogenstand mit ihrem schier unstillbaren Freizeitbedarf lustig macht, zeigt Martin Schopps auf, wie schwer es Lehrer heute haben. Und wie tief das Bildungsniveau gesunken ist. Es gibt zwar viel zu lachen, aber Schopps stimmt auch nachdenklich: Wie sollen diese Intelligenzallergiker mal für unsere Rente sorgen?

Indirekt ruft Martin Schops den Bildungsnotstand aus. Das macht er aber nicht voller Verzweiflung, sondern mit sehr viel Humor – ob es Galgenhumor ist, sei dahingestellt. Aus „Wer reitet so spät durch Nacht und Wind…“ wird bei ihm ein „Wer postet so spät noch von sich ein Selfie, das ist der Kevin, der liegt auf der Elfie“. Was ist ein Bauer: „Der arbeitet beim Fernsehen und sucht eine Frau“: Der Realitätsverlust der jungen, ungebildeten Generation ist zwar vordergründig zum Totlachen. Martin Schopps verbrämt seine Enttäuschung darüber, dass er und seine Kollegen keine Mittel an die Hand bekommen, mit Chaoten unter den Schülern umzugehen, nur leicht. Jedem Zuschauer dürfte klar geworden sein, wie schwer dieser Job sein kann. „Herr Schopps, du Opfer, wie kann man mit einer nackten Frau im Paradies sein und dann einen Apfel klauen?“

Der Kabarettist gewährt Einblick in den geistigen Horizont seiner Schüler. Was Helikopter-Eltern sind, ist ja hinreichend bekannt. Schopps erzählte von den U-Boot-Eltern, beschrieb sie so: „Sie tauchen einmal im Jahr aus dem Nichts auf, machen die Klappe groß auf und lassen jede Menge Müll raus.“ Er berichtete von Schülerinnen, deren Absätze hoch und deren Hauptsätze kurz sind. Und ihr Fett kriegen auch alle Therapeuten weg mit ihrem unendlichen Verständnis für alles, wofür es eigentlich kein Verständnis geben dürfte. Herrlich: Die Geschichte vom Sonderpädagogen Harald, der Schopps dazu verdonnert hat, Gutachten über Schüler nur positiv zu formulieren, statt Klartext zu schreiben und hart durchzugreifen. Schopps rächt sich bitterlich, indem er dieses Prinzip bei der Laudatio für den Realitätsverweigerer Harald übernimmt. Das hört sich dann so an: „Die Frauen raubten ihm den Atem.“ Das klinge besser, als zu sagen, er habe sie alle selber aufgepustet.

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