Halestraße Die gute Seele des Kaarster Kinos

Kaarst · Leni Boschewski hat rund 30 Jahre lang die Cafetéria in der früheren Dreifachturnhalle an der Pestalozzistraße geführt. Seit sechs Jahren verkauft sie Getränke und Süßigkeiten im Kaarster Kino – weil es ihr Spaß macht.

 Leni Boschewski hat erst durch ihr Engagement im Kaarster Kino erfahren, wie ein Kinobesuch ist. Sie kümmert sich ehrenamtlich um das leibliche Wohl der Gäste.

Leni Boschewski hat erst durch ihr Engagement im Kaarster Kino erfahren, wie ein Kinobesuch ist. Sie kümmert sich ehrenamtlich um das leibliche Wohl der Gäste.

Foto: Klaus Stevens

Der Film, der an diesem Abend im Kino Kaarst an der Halestraße läuft, ist nicht gerade ihr Fall. „Der ist irgendwie doof“, sagt Leni Boschewski über den Streifen „The Farewell“. Und Leni Boschewski hat in den vergangenen sechs Jahren viele Filme gesehen. Seit 2014 verkauft sie ehrenamtlich Getränke und Süßigkeiten für die Kinobesucher. Diese besorgt ihr Sohn Ingo, der einen Partydienst in Kaarst betreibt. „Wenn er hier jemanden hinsetzen würde, der bezahlt werden müsste, würde sich das nicht rechnen. Dann müsste er noch draufzahlen“, sagt die 74-Jährige, die an Altweiber Geburtstag hat. Der Verkauf läuft nicht so gut, aber das ist ihr nicht wichtig. „Ich mache das, weil es mir Spaß macht und damit ich überhaupt was zu tun habe“, gibt sie offen und ehrlich zu, so wie sie halt ist.

Seit 1996 gibt es das Kaarster Kino, das eine Kooperation mit dem Schauplatz Langenfeld hat, das von Geschäftsführer Georg Huff geleitet wird. In Kaarst laufen die Filme schon wenige Wochen nach der Deutschland-Premiere über die Leinwand. Im Moment müssen die Verantwortlichen jeden Mittwoch die Technik in der Halestraße auf- und wieder abbauen. Im Sommer aber kann das Kino wieder in die alte Spielstätte, das Einstein-Forum, zurückziehen. Das freut auch Boschewski. „Da kann man wenigstens ein paar Sachen lagern und muss nicht wie hier alles anschleppen“, sagt sie. Ein weiterer Vorteil sei die Anordnung der Sitze: Im Einstein-Forum sitzen die Besucher versetzt zur Leinwand, an der Halestraße direkt hintereinander. Heißt: Wenn man Pech hat und sich ein großer Mensch vor einen setzt, sieht man nicht viel. Nach Angaben von Klaus Stevens, der für den kompletten Ablauf im Kino verantwortlich ist, fasst die Halestraße 140 Besucher, ins Einstein-Forum passen mit 420 Menschen dreimal so viele.

Erfahrung im Umgang mit Menschen und mit dem Verkauf von Lebensmitteln hat Leni Boschewski genug. Gemeinsam mit ihrem mittlerweile verstorbenen Mann Robert führte sie die Caféteria in der ehemaligen Dreifachturnhalle an der Pestalozzistraße (heute Stadtparkhalle). Dort kauften vor allem die Schüler des angrenzenden Albert-Einstein-Gymnasiums in den Pausen Snacks und Getränke. Der Renner damals: Das Fortuna-Brötchen, ein Mürbchen belegt mit einem Dickmann. Auch die Fußballer, Handballer und alle anderen, die in der Halle Sport getrieben haben, sind nach dem Training noch bei ihr eingekehrt. An diese Zeit erinnert sie sich gerne zurück. „Ich habe viele Kinder aufwachsen sehen“, sagt sie.

Ohne Leni Boschewski wäre das Kino etwas anderes. Viele Stammgäste kennen und schätzen sie, und laut Klaus Stevens ist sie „die gute Seele hinter dem Tresen“. So sieht sie sich selbst aber nicht. „Das ist doch nur mein Hobby, so komme ich zumindest auch mal ins Kino“, sagt sie. Ihr „normaler“ Arbeitstag beginnt gegen 16.30 Uhr, kurz nach Beginn der zweiten Vorstellung um 20 Uhr hat sie Feierabend. „Wer sagt, dass man in Kaarst nichts geboten bekommt, hat Unrecht“, sagt Boschewski. In den sechs Jahren hat sie schon viele Filme gesehen, doch an zwei erinnert sie sich noch bestens: „Honig im Kopf“ und „Der Junge muss an die frische Luft“ waren besonders gut besucht. Am Verkauf habe sie das allerdings kaum gemerkt.

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