30 Jahre Bioland in Kaarst Lammertzhof feiert Riesenparty mit LaBrassBanda

Kaarst · Nicht nur die Band kam ins Schwitzen. Auch vom Publikum wurde voller Körpereinsatz verlangt – mit grandioser Mitmach-Laune.

Maren und Rosalia schauen sich verwirrt an. „Was singt er da?“, fragen die beiden gleichzeitig und trotz genauem Zuhören gelingt es den beiden nicht. Das Bayrisch von Frontmann Stefan Dettl ist einfach zu undurchdringlich für die beiden 18-jährigen Kaarsterinnen, aber darauf kommt es auch nicht an.

Viel wichtiger erscheint der eingängige Takt der Blasinstrumente. „Blasmusik“ würde das Ganze jedoch bei Weitem nicht treffen. Man könnte es eher mit einer Bigband vergleichen, die Techno, Reggae und Polka-Beats mixt. Die über 1000 Zuschauer auf dem Lammertzhof nicken zunächst noch etwas schüchtern mit dem Kopf mit – dass sie sich in weniger als einer Stunde umarmen werden, hat zu diesem Zeitpunkt noch keiner von ihnen erwartet. Aber dazu gleich.

 Eine Kostprobe gab es vormittags vor dem Kaarster Rathaus.

Eine Kostprobe gab es vormittags vor dem Kaarster Rathaus.

Foto: Andreas Woitschützke

Zunächst einmal stellt sich die Frage, warum eine Band, die auch vor 12.000 Zuschauern in Stadien spielt, auf einen Bauernhof nach Kaarst kommt. Dettl klärt auf: „Wir stehen hinter ökologischer Landwirtschaft.“ Die meisten der Bandmitglieder sind in einem kleinen bayerischen Dorf mit vielen Bauern aufgewachsen. Eines ihrer Alben haben LaBrassBanda sogar in einem Kuhstall aufgenommen. Ein Konzert auf einem Bauernhof zu geben, ist jedoch auch für sie eine Premiere.

Dass es gerade der Lammertzhof wurde, dafür haben sich Petra-Graute Hannen und Heinrich Hannen lange eingesetzt. Sie wollten zum 30-jährigen Bestehen des Biolandhofs unbedingt LaBrassBanda nach Kaarst holen. Nach vielen Anfragen und Gesprächen mit dem Team an Merchandise-Ständen auf den Konzerten der Band hat es dann geklappt.

Und so stehen LaBrassBanda an diesem Abend live – und wie immer barfuß – mit ihren Instrumenten auf der Bühne. Erzählen zu jedem ihrer Songs kleine und humorvolle Anekdoten, sodass man fast das Gefühl bekommt: Man kennt sich und gehört dazu. Denn Zuhören alleine, das reicht der Band nicht. Sie animiert zu meditativen Yoga-Übungen bei den ruhigeren Songs. Sie schicken mit dem Publikum Rufe hinauf zu den Flugzeugen in der Einflugschneise nach Düsseldorf. Sie singen von ihrem ersten Bandauto und haben sogar einen Punksong über Ringelblumen geschrieben.

Und gerade weil all das so humorvoll und vor allem musikalisch auf hohem Niveau ist, lassen sich auch die anfangs nur schüchtern Wippenden auf den Abend ein: spielen Luftgitarre und ja, sie singen sogar ihre gespielten Soli wild und lautstark mit und machen „Freestyleparty“, eine Tanzbewegung, bei der die Arme wild um den Kopf und Oberkörper geschleudert werden.

LaBrassBanda holt bei vielen an diesem Abend das Kind wieder zum Vorschein. Die Geschichte, die sie erzählen, von einem verantwortungsvollen Umgang mit der Natur und Nächstenliebe wirkt glaubhaft und wird gelebt: So ziert sich auch keiner auf Wunsch der Band, seinen Nebenmann zu umarmen – und das geht selbst im Rheinland eigentlich nur im Karneval.

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