Besuch in Düsseldorf Jüdische Gedenkstätte beeindruckt Schüler

Kaarst · Die Exkursion von Schülern der Gesamtschule Büttgen zum Alten Schlachthof in Düsseldorf fand im Rahmen des Kurses „Jüdisches Leben in Deutschland“ statt.

 Schüler der Gesamtschule Büttgen stehen ehrfürchtig auf den Schienen des Alten Schlachthofes in Düsseldorf.

Schüler der Gesamtschule Büttgen stehen ehrfürchtig auf den Schienen des Alten Schlachthofes in Düsseldorf.

Foto: Gesamtschule Büttgen

„Wie viel Angst müssen diese Menschen auf ihrem ungewissen Weg ausgestanden haben und wie sorglos können wir hier entlanggehen“, sagt Mariella (17), Schülerin der Gesamtschule Büttgen. Der Besuch der jüdischen Gedenkstätte „Erinnerungsort Alter Schlachthof“ in Düsseldorf hat sie und ihre 20 Mitschüler sehr beeindruckt. Die Exkursion fand im Rahmen des Projektkurses „Jüdisches Leben in Deutschland“ statt.

Religionslehrer Carl-Wilhelm Bienefeld bietet ihn im zweiten Jahr an und lobt seine sehr interessierten Schüler. Auf dem Gelände des ehemaligen Schlachthofs wurden Transporte für 6000 jüdische Kinder, Frauen und Männer aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf organisiert. Nach einer Nacht in der Großviehmarkthalle fuhren sie von dort in Ghettos und Vernichtungslager. Verladen wie Vieh stand ihnen eine Reise ins Ungewisse und den sicheren Tod bevor – vorstellen könne man sich das nicht, so Bienefeld. Also sensibilisierte er die Jugendlichen per Emotionen: Anhand von Briefen erfuhren sie vom Schicksal junger Menschen in ihrem Alter, die als Liebespaar getrennt wurden und von denen nur einer überlebte: „Sie hatten das Leben noch vor sich und mussten sterben. Diese Geschichte von Gleichaltrigen ist emotional sehr belastend“, erklärt Fabrice (18). Er hält es für „extrem wichtig“, gerade die Umgebung der Gedenkstätte anders wahrzunehmen und die historischen Ereignisse nicht zu vergessen.

Der „Erinnerungsort Alter Schlachthof“ befindet sich heute in der Bibliothek der Hochschule Düsseldorf. Leiter Joachim Schröder vermittelte den Schülern umfassende Einblicke in diverse jüdische Lebensgeschichten.

Den nachhaltigsten Eindruck hinterließ der Fußmarsch zum in der Nähe gelegenen Mahnmal, das „nur“ aus den schicksalsträchtigen Schienen und einer kleinen Tafel besteht: „Jeder Schritt brachte sie dem Grauen näher“, resümiert Mariella.

Zum Gedenken legten die Jugendlichen ein Blumengesteck und Steine nieder: Die Vergangenheit sei zum Lernen da und dürfe sich niemals wiederholen. Deshalb hoffen sie, dass es bald den ersten Stolperstein in Kaarst für den jüdischen Arzt Winfried Selbiger geben wird. Er wurde zur Aufgabe seiner Büttgener Praxis gezwungen und wanderte aus. „Ich putze Stolpersteine in Korschenbroich und würde mich auch in Kaarst darum kümmern“, verspricht Mariella.

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