Interview mit Kaarster Hoppeditz Manfred Brendel „Die Spontanität geht mir verloren“

Kaarst · Der Kaarster Hoppeditz Manfred Brendel (64) spricht im Interview über sein Meisterstück und die Schwierigkeit, jedes Jahr eine gute Rede zu schreiben.

Manfred Brendel (64) verkörpert seit vielen Jahren den Hoppeditz in Kaarst. Das Jahr 2022 sollte sein letztes als Hoppeditz sein, doch er will sich von seinem Publikum noch einmal gebührend verabschieden.   Archiv: Salzburg

Manfred Brendel (64) verkörpert seit vielen Jahren den Hoppeditz in Kaarst. Das Jahr 2022 sollte sein letztes als Hoppeditz sein, doch er will sich von seinem Publikum noch einmal gebührend verabschieden. Archiv: Salzburg

Foto: Georg Salzburg(salz)

Herr Brendel, was haben Sie am Altweiber-Donnerstag um 11.11 Uhr gemacht?

Manfred Brendel Ich habe meine Frau zu einem Altweiber-Frühstück gebracht. Auf dem Rückweg habe ich daran gedacht, dass ich normalerweise um diese Zeit im Rathaus bin. 

Es wäre Ihr letzter Auftritt als Hoppeditz gewesen. Wie sehr schmerzt die Absage?

Brendel Ich hätte mir gewünscht, dass es stattfindet. Aber ich bin vernünftig genug zu sagen, dass es gut war, nichts zu machen. Jeder, der auf solchen Veranstaltungen angesteckt wird, ist einer zu viel.

Warum sind Sie nach einer Auszeit als Hoppeditz zurückgekommen?

Brendel Weil ich an den Stellen, an denen ich auf die Politik draufgehauen habe, die Bestätigung vom Publikum durch spontanen Applaus erhalten habe. Ich habe keine Pausen für einen Tusch eingelegt und die Leute entscheiden lassen. Wenn sie spontan Applaus gespendet haben, wusste ich, dass es gut war.

Können Sie sich vorstellen, aufgrund der Absage für eine letzte Rede zurückzukehren?

Brendel Sollte die Stadt entscheiden, im kommenden Jahr wieder das volle Programm zu fahren, würde ich es noch einmal machen, um mich offiziell vom Publikum zu verabschieden.

Warum?

Brendel Der Gedanke kam durch verschiedene Anrufe und Kontaktaufnahmen bei Facebook. Die Leute fanden es schade, dass ich es im stillen Kämmerlein beendet habe. Daraufhin habe ich gesagt, dass ich es noch einmal machen würde – aber nur, wenn die Verwaltung mich fragt.

Wieso hören Sie auf?

Brendel Es wird von Jahr zu Jahr schwieriger. Meine Reden sind immer in der Nacht vom 10. auf den 11. November entstanden. Diese Spontanität geht mir ein bisschen verloren. Ich will den Leuten und mir nicht zumuten, dass mir irgendwann nichts mehr einfällt.

Wie sind Sie Hoppeditz geworden?

Brendel Das war eine spontane Geschichte. Ich saß mit meiner Frau in einem Kaarster Café, als die damalige Vorsitzende der Narrengarde Blau-Gold auf mich zukam. Wir haben uns unterhalten und viel gelacht. Sie hat mich gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte, den Hoppeditz zu machen. Da habe ich dann zugesagt und es versucht.

Welcher war Ihr schlechtester Auftritt? Welcher Ihr bester?

Brendel Einen schlechtesten Auftritt hatte ich nicht, sie waren durch die Bank gut. Der beste Auftritt war unter Bürgermeister Franz-Josef Moormann. Meine Rede trug den Titel „Da weint ein Auge und eines lacht“.

Wie machen Sie den Erfolg eines Auftritts fest?

Brendel Am Applaus der Bürger und an den Reaktionen beim Verlassen der Bühne. Bei der angesprochenen Rede waren die Leute nicht nur begeistert, sondern sie waren auch ergriffen. Das war mein Meisterstück.

Wie war das Gefühl, eine Rede ohne Publikum zu halten?

Brendel Es war kalt. Ich hätte genau so gut in ein Mannesmann-Rohr brüllen können. Normalerweise sitzen dort viele Menschen, in deren Gesichtern ich die Anerkennung ablesen kann. Letztes Jahr gab es aber leider kein direktes Feedback.

Ist Ihnen die Rede schwer gefallen?

Brendel Zu wissen, dass man in eine Schachtel spricht und keine Resonanz bekommt, ist mir schwer gefallen. Ich musste vor Beginn mehrmals kräftig schlucken. Es war absolut nicht schön.

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