Wegekreuze in Kaarst Hagelkreuz – Bittstelle für gute Ernte

Serie | Kaarst · Im ersten Teil unserer neuen Serie erklären wir den Namen und die Herkunft des Hagelkreuzes. Dessen Geschichte weist bis ins 15. Jahrhundert zurück.

Der Platz an der Kreuzung Büdericher Straße/Halestraße ist für ein Wegekreuz ziemlich groß. Zwei Bänke stehen dort zum Verweilen oder um zur Ruhe zu kommen vor dem sogenannten Hagelkreuz, einem der ersten in Kaarst errichteten Wegekreuze. Bereits in der Zeit zwischen 1442 und 1445 wurde das Denkmal als Holzkreuz an dieser Stelle aufgebaut. Zur gleichen Zeit gab es in Kaarst zwei weitere Ereignisse, die bekannt sind: Die Gründung der Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft im Jahr 1450 und die erstmalige Nennung der Landwehren – natürliche Siedlungsschutzanlagen, die teilweise hunderte Kilometer lang waren.

 Das Hagelkreuz steht an der Kreuzung Büdericher Straße/Halestraße. Der Name kommt von den Bitten der Bauern, die Ernte vor Hagel zu bewahren.

Das Hagelkreuz steht an der Kreuzung Büdericher Straße/Halestraße. Der Name kommt von den Bitten der Bauern, die Ernte vor Hagel zu bewahren.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Das Hagelkreuz ist ursprünglich als Bitt- und Gedenkkreuz errichtet worden und steht seitdem nahezu an der gleichen Stelle – anders als andere Wegekreuze, die umgesiedelt werden mussten. Früher lagen die wertvollsten Acker-Parzellen auf der sogenannten „Kempener Lehmplatte“ – ein geologisch erhöhtes Gelände. Die Landwirte nutzten das Hagelkreuz als Bittstelle für gute Ernte und Schutz vor Unwetter um die Eisheiligen (Mitte Mai) herum – so kam es zu dem Namen Hagelkreuz. Weiterhin diente das Denkmal als Sammelpunkt der Armenspenden. Der Tag, an dem die Spenden gesammelt wurden, war früher ein Feiertag – und ist somit ein Vorläufer des heutigen Schützenfestes. Außerdem diente das Kreuz als Namensgeber für den angrenzenden „Kreuzer Hof“. Dieser lag vermutlich seitlich neben der Alten Mühle, der Name stammt vom „Hof bei dem Kreuz“.

Das Hagelkreuz wurde mehrfach zerstört: 1624 zur Zeit des 30-jährigen Krieges, nach der Plünderung während der Hessenkriege um 1642 und nach dem Einmarsch der Franzosen um 1794. Das berichtet Josef Johnen, der derzeit eine historische Fahrradtour zu den einzelnen Kreuzen rund um Kaarst vorbereitet und nach eigener Aussage jederzeit damit loslegen kann. Im Jahr 1853 stiftete Joseph Hannen den Stein in seiner heutigen Form. Damals hatte man vom Hagelkreuz aus einen freien Blick auf die Alte Mühle, die im Jahr 1834 durch den damaligen Bürgermeister Heinrich Huthmacher bezahlt wurde. Es war die erste Windmühle der Stadt Kaarst, heute steht sie unter Denkmalschutz. Joseph Hannen gehörte damals als Jurist zur Kaarster Oberschicht. Sein Name ist auch in den Stein des Hagelkreuzes eingraviert. Ebenso wie eine lateinische Inschrift im gotischen Mittelbogen. Übersetzt lautet sie: „Dies Zeichen wurde zur Mahnung aller Frommen und Gerechten vor der Gefahr des Hagelschlags errichtet. Vom ehrenwerten Juristen Joseph Hannen im Jahre des Herren 1853.“

„Es ist eines der ersten und wichtigsten Kreuze, das hier in der Pfarr- und Dorfgemeinschaft verankert ist“, erklärt Johnen. Mindestens einmal im Monat wird das Denkmal durch die Kaarster Matthiasbruderschaft gepflegt, im Sommer sogar alle zwei Wochen. Seit über 100 Jahren startet an diesem Kreuz, das in der Denkmalliste der Stadt Kaarst eingetragen ist, an Christi Himmelfahrt die Fußwallfahrt nach Trier.

In einer früheren Version des Berichts hieß es, dass die Pflege durch die Büttgener Matthiasbruderschaft und weiteres bürgerliches Engagement durchgeführt wird. Diese Angaben waren falsch. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.

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