Corona-Krise in Kaarst Gottesdienste erfinden sich neu

Kaarst · Die katholische Pfarreiengemeinschaft zieht nach den ersten Messfeiern, die unter strengen Hygiene-Auflagen stattfinden mussten, eine positive Bilanz. Die evangelische Gemeinde plant weiter digital.

 Bei der Gottesdienstvorbereitung vor St. Martinus: Pfarrer Ulrich Eßer neben einem großen Schild, das auf die verschiedenen Hygienebestimmungen hinweist.

Bei der Gottesdienstvorbereitung vor St. Martinus: Pfarrer Ulrich Eßer neben einem großen Schild, das auf die verschiedenen Hygienebestimmungen hinweist.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Wegen Corona hatte die Fastenzeit für Christen in diesem Jahr einen besonderen Charakter: Über sechs Wochen konnten sie keine öffentlichen Gottesdienste in ihren Kirchen feiern. Die katholische Pfarreiengemeinschaft Kaarst-Büttgen durfte am Wochenende zum ersten Mal wieder öffentliche Gotttesdienste anbieten – an den 14 Messfeiern der vier Gemeinden nahmen insgesamt 500 Gläubige teil. Das heißt, es verloren sich rund 35 Personen im Kirchenraum.

50 Ehrenamtler sorgten für einen reibungslosen Ablauf: Erkennbar an Warnwesten, geleiteten sie jeden Besucher zum Platz. Am Eingang standen Desinfektionsmittel bereit und Gesichtsmasken waren Pflicht. Jede zweite Bank blieb frei, in den übrigen nahmen maximal vier Personen Platz. In Sankt Martinus stand quasi als 15. „Kreuzwegstation“ eine Tafel mit Hygiene- und Abstandsregeln. Die musikalische Gestaltung übernahmen Kantorin Annika Monz an der Orgel und Oboistin Gisela Hellrung – eine Wohltat, da es keinen Gemeindegesang gab. Die Hostien wurden den Gläubigen per Zange oder in Handschuhen gereicht und es durfte erst kommuniziert werden, wenn der Kommunionhelfer oder Priester die Bank verlassen hatte.

Eine etwas merkwürdige Atmosphäre, die Roman Friedrich anschließend passend umschrieb: „Es war eher eine medizinsche Veranstaltung und vor allem die Freude hat gefehlt!“. Aber er sagte auch: „Besser als nichts!“ Andere waren trotz der Hygiene- und Abstandsregeln erfreut, überhaupt einen Gottesdienst besuchen zu können. Und nach der Messe etwas zu „klönen“ – dabei fiel es den Teilnehmenden schwer, den geforderten Abstand einzuhalten. Der leitende Pfarrer Ulrich Eßer ist froh über den reibungslosen Ablauf und über den Einsatz der Ehrenamtler. Es habe sich aber gezeigt, dass das Angebot von neun Messen am kommenden Wochenende ausreichend ist. Ansonsten müsse man sich laufend nach den rechtlichen Vorgaben und Wünschen der Menschen richten.

Die evangelische Kirche ging mit neun Live-Stream-Gottesdiensten einen ganz neuen Weg, mit dem sich Pfarrerin Maike Neumann hochzufrieden zeigt. Die Gläubigen haben die Zeit ohne Präsenzgottesdienste so nicht als Unterbrechung empfunden. Zudem waren vertraute Menschen wie das Pfarrteam, Musiker und Presbyter zu sehen. Durch den Chat und viele Reaktionen weiß Neumann, dass vor allem Familien das Angebot nutzten – die Kinder spielten, während die Eltern den Gottesdienst mitfeierten. Die Zugriffszahlen belaufen sich laut Harry Flint von „Link instict“ auf 45.000 Kontakte über die Website und Facebook. Wobei Maike Neumann bewusst ist, dass offenbar viele Menschen diese Art von Gottesdienst vorziehen, der keine Präsenz erfordert. Um sie weiterhin zu erreichen, denkt die Gemeinde über einen monatlichen Streaming-Gottesdienst nach. Dazu bedarf es aber eines geschulten ehrenamtlichen Technik-Teams sowie finanzieller Unterstützung. Ab kommenden Wochenende bietet die evangelische Kirche auch wieder Gottesdienste zu den üblichen Zeiten an. Maike Neumann ist klar, dass es keinen „Run“ geben wird. Die Kirchen werden zur Hälfte bestuhlt, es besteht Maskenpflicht und die Adresse muss hinterlegt werden. Abendmahl und Kirchenkaffee entfallen.

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