Geschäft im Kaarster Maubiszentrum macht zu „Vier Menschen wurde die Existenz geraubt“

Kaarst · Wilfried Büscher wurde der Vertrag für sein Geschäft im Maubiszentrum gekündigt. Nun klagt er öffentlich den Vermieter an.

 An den Scheiben des Ladenlokals im Maubiszentrum hängen überall Plakate, auf denen der Inhaber gegen den Vermieter wettert.

An den Scheiben des Ladenlokals im Maubiszentrum hängen überall Plakate, auf denen der Inhaber gegen den Vermieter wettert.

Foto: Stephan Seeger

An den Fenstern hängen vier Plakate, wenn der Laden geöffnet hat, steht ein weiteres vor der Eingangstür. „Wir möchten uns hiermit bei allen Kunden bedanken, die uns in diesem langen Zeitraum begleitet haben“ – mit diesen Worten leitet Wilfried Büscher, Inhaber des Geschäfts „Büscher Time & Design“, auf dem Plakat ein. 17 Jahre lang war Büscher mit seinem Laden im Maubiszentrum angesiedelt. Das Geschäft, in dem Uhren, Schmuck und Lederwaren verkauft werden, ist schon so etwas wie eine Institution. „Wir haben viele Kunden, die uns schon lange begleiten. Wir haben sogar die Kinder mit aufwachsen sehen“, sagt Wilfried Büscher, der am Computer sitzt und versucht, seine restliche Ware und die Einrichtung zu verkaufen. „Die Kunden haben teilweise geweint, als sie davon erfahren haben“, sagt er: „Ohne uns fehlt etwas in Kaarst.“

Auf den Plakaten, die Büscher vorher rechtlich hat absegnen lassen, steht weiter: „Der Vermieter Ulrich Grünter, Großkapitalist und Investor, hat unseren langjährigen Mietvertrag einseitig gekündigt. Durch die Kündigung vernichtet er unsere Arbeitsplätze.“ Laut Büscher habe der Vermieter ihm von jetzt auf gleich eine Kündigung zugeschickt, ohne vorher mit ihm zu sprechen. Diesen Vorwurf weist Joscha Heinen von der Grünter Vermögensverwaltung zurück. „Das stimmt so nicht, es haben mehrere Gespräche mit ihm und seiner Frau stattgefunden“, sagt Heinen: „Herr Büscher hatte die Chance, einen langfristigen Vertrag zu unterschreiben, das hat er nicht gemacht. Wir sind alles andere als Kapitalisten.“ Heinen kann die Enttäuschung der Büschers jedoch nachvollziehen.

Bis 2012 war das Geschäft von Büscher in den Räumlichkeiten der heutigen Puppe-Bäckerei angesiedelt, dann zog er in das jetzige Ladenlokal um. Eigentlich wollte er ganz aus dem Maubiszentrum raus und hatte auch schon einen Mietvertrag für ein anderes Objekt unterschrieben, doch Grünter, so erzählt Büscher, habe ihn gebeten zu bleiben. Und das habe er auch getan und einen Fünf-Jahres-Vertrag mit Option auf weitere fünf Jahre unterschrieben. Als Büscher 2016 erkrankte, bat er Grünter darum, nur noch Ein-Jahres-Verträge abzuschließen, sagt Büscher weiter. Deshalb sei an der Kündigung rechtlich auch nichts auszusetzen.

Büscher ist dennoch enttäuscht und wirft seinem Vermieter vor, auf das „große Geld“ aus zu sein. „Er hat vier Menschen die Existenz geraubt“, sagt der 60-Jährige, dessen  Frau und zwei Angestellte bei ihm beschäftigt sind. Nun stehen Büscher und seine Frau vor dem Nichts. Einen neuen Laden wollen sie nicht eröffnen, das würde sich finanziell nicht lohnen.

Darüber, wer auf Büscher folgt, macht Heinen keine Angaben – ein weiteres gastronomisches Angebot schließt er jedoch kategorisch aus. Büscher ist sich jedoch sicher: „Wir werden sicherlich nicht die letzten sein, denen so etwas passiert.“

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