Franz Joachim Zimmermann aus Kaarst Der Meister des „Goldenen Schnitts“
Kaarst · Franz Joachim Zimmermann hat den seit der griechischen Antike bekannten „Goldenen Schnitt“ zum Gestaltungsprinzip für seinen Garten gemacht. Alle Um- und Neubauten seiner Kunden behandelt er nach dem Prinzip.
Die Kleingartenanlage „Holzbüttgerhaus“ in Kaarst hat zur Zeit wie alle Gartenkolonien eine lange Warteliste. In seinem Garten steht der Kaarster Gartengestalter Franz Joachim Zimmermann (52). Von der Terrasse eines gepflegten Gartenhauses blickt man in einen außerordentlich aufgeräumten Garten, der zugleich auf den Betrachter augenfällig harmonisch wirkt. „Schrebergarten“ möchte man zu der großzügigen Anlage eigentlich nicht mehr sagen, wenngleich der Leipziger Arzt und Hochschullehrer Daniel Moritz Schreber (1808 – 1861) der Namensgeber ist. Und erst recht nicht „Laubenpieper“.
Tatsächlich hat Franz Joachim Zimmermann den seit der griechischen Antike bekannten „Goldenen Schnitt“ zum Gestaltungsprinzip für seinen Garten gemacht. Und auch alle Um- und Neubauten in den Gärten seiner Kunden behandelt er nach dem gleichen Prinzip. Die Erfolgsquote bei seinen Angeboten beziffert er mit „mehr als 80 Prozent“.
Zunächst führte er 20 Jahre ein gut gehendes Gartenfachgeschäft, das er aber 2016 aufgab. Danach war er zwei Jahre im holländischen Herongen für den Zentraleinkauf einer Baumschule beschäftigt. Der Telefonverkauf war aber nicht sein Ding, also machte er sich als Gartengestalter in Kaarst selbständig. Dabei entdeckte er für sich den „Goldenen Schnitt“ als Gestaltungsprinzip. Um aber nicht jede Idee einzeln berechnen zu müssen, benötigte er ein Werkzeug und fand den „goldenen Zirkel“. Der ist leicht zu handhaben und für die Konstruktion von Sichtachsen bedeutsam, weil er ohne Rechenexzesse schneller zum Ziel führt. Dieser Streckenteiler – Franz Joachim Zimmermann nennt ihn „Proportionsteiler“ – soll in kurzer Zeit gute Ergebnisse liefern.
In Architektur, Kunst und Design, aber zum Beispiel auch bei der Schaufenstergestaltung ist der „Goldene Schnitt“ ein festes Phänomen. Vor allem aber in der Natur findet er sich vielfach, etwa in der Anordnung von Blättern und in Blütenständen. Entsprechend vertraut sind die Bilder seit Kindheitstagen. Menschen haben gewissermaßen ein Faible für den „Goldenen Schnitt“. Je genauer Körper- und Gesichtsproportionen ihm entsprechen, desto schöner findet man das Gegenüber. Nun fertigt Franz Joachim Zimmermann seinen goldenen Zirkel selbst und hat eine kleine Werkstatt in Kaarst zum Nebengeschäft gemacht. Vier Größen des Zirkels aus Buchenholz bietet er an, die einen Messbereich von 5,5 bis 170 Zentimetern umfassen. Rund 2000 Exemplare produziert er mittlerweile im Jahr, die oft kartonweise an Schulen gehen, etwa für den Mathematik-, Biologie- oder Kunstunterricht. Bestellungen und Feedback bestätigen ihm, dass in Deutschland südlich der Mainlinie, in den Benelux-Ländern, aber auch in Frankreich, Österreich und Ungarn das Thema „Goldener Schnitt“ zum Schulalltag gehört, während es in Nordrhein-Westfalen und den nördlichen Bundesländern sich offensichtlich nicht im Lernkanon befindet. „So kommt das instinktive, natürliche Struktur-Bewusstsein zu kurz“, bedauert der Gartengestalter und fügt hinzu: „Zugleich werden Sehgewohnheiten immer seltener an Naturbeobachtung geschärft, sondern an einfältigen bunten Displays.“ Das betrachtet jemand, für den „Goldener Schnitt“ und Gestaltung untrennbar zusammengehören, als immensen Verlust für jegliche Inspiration.