Flüchtlinge in Kaarst Familie ist nach vier Jahren wieder vereint

Büttgen · Der 15 Jahre alte Mo G. hat vier Jahre lang auf seine Mutter und die drei Geschwister warten müssen. Jetzt hat er sie endlich wieder bei sich.

 Nach vier Jahren wieder vereint: Familie G. am Frankfurter Flughafen.

Nach vier Jahren wieder vereint: Familie G. am Frankfurter Flughafen.

Foto: Flüchtlingshilfe Kaarst

Seit Samstag hat Mo G. ein permanentes Lächeln auf den Lippen. Nach vier Jahren Leidenszeit hat der syrische Flüchtling endlich seine komplette Familie wieder. Nachdem sein Vater bereits im Mai 2018 nach Deutschland kam, durfte Mo nun auch seine Mutter und die drei Geschwister am Frankfurter Flughafen in die Arme schließen. Damit endet eine Leidenszeit und der Kampf der Kaarster Flüchtlingshilfe gegen viele Widerstände auf dem Weg zur Zusammenführung der syrischen Familie.

„Diese Freude kann man nicht beschreiben. Das muss man einmal selbst erlebt haben, dann treten viele Dinge, die wir sonst als Probleme bezeichnen, in den Hintergrund. Wenn man am Flughafen steht und sieht, wie sich alle freuen, weiß ich, dass wir das Richtige tun“, sagt Ursula Baum, Vorsitzende der Kaarster Flüchtlingshilfe, unserer Redaktion. Die stellvertretende Bürgermeisterin hat bereits 2015 den Vormund von Mo übernommen und in den vergangenen Jahren immer wieder darum gekämpft, dass auch seine Familie nach Deutschland nachreisen darf. Dabei musste Ursula Baum in Zusammenarbeit mit Rechtsanwalt Jeremias Mameghani viele Hürden überwinden, um an ihr Ziel zu gelangen. „Die Rechtslage war in diesem Fall sehr eindeutig, es war nur eine Frage der Zeit, bis die Familie wieder zusammen ist“, sagt Baum. Doch wieso hat es dann vier Jahre gedauert, wenn der Fall doch eigentlich klar ist? „In der Politik schauen alle weg, in der Botschaft in Beirut herrscht Chaos“, beschreibt Baum, die zu allen möglichen Stellen, die in Mos Fall vermitteln konnten, Kontakt aufgenommen hat: Unicef, die Vereinten Nationen oder direkt die Botschaft in Beirut.

Mo und seine Familie leben in einer 50 Quadratmeter großen Wohnung, doch die Größe ist ihnen egal. Hauptsache, sie sind wieder zusammen. „Ich habe noch nie einen so positiven Menschen wie Mo getroffen. Er ist nie stehengeblieben, egal, was passiert ist“, sagt Baum. Mo musste immer wieder mit ansehen, wie andere Familien wieder zusammengeführt wurden, zuletzt die von seinem Onkel, mit dem er 2015 nach einer Odyssee nach Deutschland geflüchtet ist. Seine Familie sollte auf legalem Weg mit dem Flugzeug nachkommen. Nachdem Mo in Deutschland erst einmal subsidiären Schutz bekommen hatte, wurde ihm kurz danach Asyl gewährt. Heißt: Er durfte seine Eltern nachholen, nicht jedoch seine Geschwister. „Wir haben uns dann dazu entschieden, erst einmal seinen Vater zu holen“, sagt Baum. Als dieser dann seinerseits Asyl zugesprochen bekam, durfte er seine Frau und seine Kinder aus Syrien nach Deutschland holen – und damit auch Mos Geschwister. Wie geht es für die Familie jetzt in Deutschland weiter? „Wir gehen jetzt mit den Geschwistern erst einmal zur Schulanmeldung. Mo selbst kann schon sehr gut Deutsch sprechen und wird seinen Weg gehen, da bin ich mir sicher“, sagt Uschi Baum. Der Kampf für den Familiennachzug hat sich also ausgezahlt. Und spätestens seit dem vergangenem Samstag ist Mo endlich wieder richtig glücklich.

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