Serie: Die guten Menschen von Kaarst Eine Kegeltour als Lebenshilfe

Vorst · Regelmäßig begleitet Dirk Fritze aus Büttgen Bewohner des Lebenshilfe-Hauses in Vorst zum Kegeln.

 Ein Besuch der Ehrenamtsbörse im Jahr 2012 brachte Dirk Fritze aus Büttgen (gelbes Shirt) auf die Idee, sich ehrenamtlich zu engagieren. Wenig später wurde er Kegelabend-Begleiter.

Ein Besuch der Ehrenamtsbörse im Jahr 2012 brachte Dirk Fritze aus Büttgen (gelbes Shirt) auf die Idee, sich ehrenamtlich zu engagieren. Wenig später wurde er Kegelabend-Begleiter.

Foto: Georg Salzburg(salz)

Jeden zweiten Dienstagabend schiebt Dirk Fritze keine ruhige Kugel. Denn dann begleitet der kaufmännische Angestellte aus Büttgen Bewohner des Lebenshilfe-Hauses in Vorst zum Kegeln in die Gaststätte Effershof. Ehrenamtlich – und das schon seit sechs Jahren. „Ein Besuch der Ehrenamtsbörse hat mich 2012 auf die Idee gebracht“, erinnert sich der 55-jährige. Nachdem sich Fritze das Haus der Lebenshilfe angeschaut und seine Bewohner kennengelernt hatte, entschied er sich für die Begleitung der Kegelabende. Sie sind ein Highlight und eine willkommene Abwechslung: „Alle sind mit Begeisterung dabei“, sagt Fritze.

Seit drei Jahren bildet er mit einer anderen Ehrenamtlerin ein festes Team: sie ist für die Frauen zuständig, er für die Männer. „Das ist vor allem für die Toilettengänge wichtig“, erklärt er. An den Kegelausflügen nehmen insgesamt zwölf Bewohner zwischen 36 und 87 Jahren teil. Gegen 17.30 Uhr machen sich alle zu Fuß auf den Weg, nur bei Regen werden sie mit dem hauseigenen Bus gebracht. Für zwei Stunden gehört die Kegelbahn dann ihnen – das Kegeln selbst wird von einer Kegelhilfe unterstützt. „Sie ist wie eine Mini-Sprungschanze für die Kugel“, so Dirk Fritze.

Er leistet Hilfestellung beim Anreichen der Kugel, kümmert sich um Essens- und Getränkewünsche und bezahlt die Rechnung. Jeder Bewohner hat 15 Euro Taschengeld dabei – hoch im Kurs stehen Schnitzel mit Pommes und Salat sowie der legendäre Speckpfannkuchen. Der Förderverein der Lebenshilfe finanziert die Miete der Bahn.

Nur selten gibt es kleinere Differenzen, bei denen Fritze einschreiten muss – normalerweise erwarten ihn entspannende zwei Stunden. Manchmal kegelt er zur Freude der anderen auch mit. „Die Menschen mit Behinderungen sind oft wie Kinder – unbedarft, herzlich und ohne Hintergedanken“, sagt Fritze. Sie spürten gute Absichten und gingen offen auf andere zu – von Anfang an habe er ein gutes Verhältnis zu ihnen gehabt und das Vertrauen sei immer weiter gewachsen.

Dieser herzliche Umgang miteinander fällt auch dem Außenstehenden sofort auf.  „Ich bekomme viel an Freundlichkeit zurück und möchte das Ganze nicht mehr missen“, gesteht Dirk Fritze. Auch wenn es ihm manchmal schwer falle, nach der Arbeit die ehrenamtliche Begleitung zu übernehmen: „Aber ich habe sie mir ja freiwillig ausgesucht“, sagt er mit einem Schmunzeln. Er möchte die Gruppen noch für lange Zeit begleiten.

Ist der Effershof dienstags mal geschlossen, setzt Fritze auf Alternativprogramme wie Besuche der Pommesbude oder des Kirmesplatzes. „Der Rhythmus ist wichtig für die Bewohner, sonst wären sie enttäuscht“, betont er. Damit demonstriert er auch, wie ernst er seine ehrenamtliche Verantwortung nimmt. Höhepunkt der Kegelabende ist die monatliche Verleihung der vom Förderverein gestifteten Pokale „Alle Neune“ und „Pudelkönig“: Wer am besten gespielt hat, darf den Pokal einen Monat lang in sein Zimmer stellen. Fabian Schuster, kommissarischer Einrichtungsleiter, ist froh über das Engagement: „Die Begleitung bei Freizeitaktivitäten wird immer wichtiger, da das steigende Alter der Bewohner mehr Betreuungszeit durch die Hauptamtlichen erfordert“. Sie fehle dadurch anderer Stelle.

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