Musik in Kaarst Ein Orgelkonzert zum Gedenken an die Corona-Opfer

Kaarst · Kantor Wolfgang Weber von der evangelischen Auferstehungskirche in Kaarst (Mitte) hatte die Idee: Ein Orgelkonzert in memoriam aller Opfer der Pandemie. Nun war es soweit.

 Bei der Vorstellung der Idee: Annette Wegemann, Uschi Baum und Kantor Wolfgang Weber.

Bei der Vorstellung der Idee: Annette Wegemann, Uschi Baum und Kantor Wolfgang Weber.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Die 60 Plätze (Anzahl war begrenzt) im Gotteshaus waren vollkommen besetzt, unter den Zuhörern war auch die Bürgermeisterin Ursula Baum, die die Schirmherrschaft für das Konzert übernommen hatte, und ihre Vorgängerin Ulrike Nienhaus.

Wolfgang Weber war auch der Organist des Konzertes und begann mit Johann Sebastian Bachs „Fantasie g-Moll“ (BWV 542). Er gönnte sich dabei individuelle Freiheiten bei der Interpretation einer der interessantesten und „modernsten“ harmonischen Schöpfungen Bachs. Um den Gegenwartsbezug des Konzertes zu manifestieren, waren Werken vergangener Epochen zeitgenössische Literatur gegenübergestellt. So folgten auf Bach die „Harmonies“ (1967) von György Ligeti mit leisen, sich um Halbtöne verändernde Akkorde, die als schwirrende Wolken in einer Rohrflöte oder als Klangfetzen in den Zungenstimmen zu hören waren. Jan Pieterszoon Sweelincks Choralvariationen über „Mein junges Leben hat nun ein End“ wurden kontrastiert mit dem Orgelchoral „De profundis“ von Jean Langlais, in dem der Cantus firmus „Aus tiefer Not“ im Sopran erklingt und bewegte dunkle Akkorde die „Not“ symbolisieren. Deutlich mit dem Register „Oboe“ artikuliert war „Ich ruf zu dir“, die Choralbearbeitung von Johann Sebastian Bach aus dem Orgelbüchlein. Sie kontrastierte Wolfgang Weber gar mit einer Eigenkomposition: Im „Chante héroique“ dankte er im Wechselspiel zwischen Synthesizer und Orgel dem Personal in Krankenhäusern und Pflegeheimen. In Franz Liszts Fantasie über Bachs Basso continuo in „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“ waren die Variationen dank der Registrantin Rachel Peham abwechslungsreich. Sie setzte alle 16 Register der Kampherm-Orgel von 2006 vermutlich ein.

Das Konzert begann erst um 21 Uhr, weil der Kaarster Lichtdesigner Mats Küff die Kirche zu den musikalischen Werken eindrucksvoll illuminierte. So auch das Finale, das mit dem „Pari Intervallo“ für Orgel (1980) von Arvo Pärt bestens ausgewählt war: Nichts als Harmonie, Dreiklang und Linie – Sphärenmusik und Meditation zugleich. Der unendlich gemalte Cantus firmus hätte auch lauten können „Ob wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn“ (Römer 14/8).

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