Kaarst Kaarst - "das Venedig Mönchengladbachs"

Kaarst · Der Kabarettist Sebastian Pufpaff erheiterte das Kaarster Publikum mit anarchistischem Humor.

 Sebastian Pufpaff zieht nicht nur sein Programm durch, er improvisiert auch gern und nutzt dazu die Ideen des Publikums.

Sebastian Pufpaff zieht nicht nur sein Programm durch, er improvisiert auch gern und nutzt dazu die Ideen des Publikums.

Foto: wka

Für den Kabarettisten Sebastian Pufpaff ist Kaarst "das Venedig Mönchengladbachs". Nicht der einzige Spruch, mit dem er sein Publikum erheiterte - kein Wunder, dass sein Programm "Auf Anfang" im ausverkauften Albert-Einstein-Forum sehr gut ankam.

Pufpaff machte es dem Publikum leicht, ihn zu mögen und gut zu finden. Das liegt unter anderem auch an seiner Schlagfertigkeit, die es ihm erlaubt, auch mal zu improvisieren. So einer täte auch dem Springmaus-Ensemble als Verstärkung gut. Ganz wie man es von den quirligen Bonnern kennt, sammelte er Begriffe aus den Reihen der Zuschauer, um sie spontan in sein Programm einzuflechten.

Was die Kaarster am Donnerstagabend bewegte: Fluglärm, Stromkonverter - da musste sich der Kleinkünstler erstmal erklären lassen, was das ist - und Donald Trump. Der zieht immer und bietet auch immer ausreichend Vorlagen. "Donald Trump, Hitler und Deutsche Bahn gehören in ein Kabarettprogramm - wenn diese drei Themen nicht mit dabei sind, handelt es sich nicht um Kabarett, sondern um Comedy", erklärte der Mann mit dem eigentümlichen Namen. Und zum Fluglärm fiel im Folgendes ein: "Er gibt mir immer so 'n Gefühl von Urlaub." Dann wollte der Kabarettist wissen, wer welches Haustier hat? Ein Besucher outete sich als Pferdebesitzer und wurde prompt von Pufpaff gefragt, ob er mal "ne Frau gewesen" sei.

Pufpaff gefiel als Mann mit ungewöhnlichen, leicht anarchistischen Ideen und Vorschlägen: Warum nicht mal mit einem Sixpack zu den Anonymen Alkoholikern? Warum nicht mal Geschenkpapier kaufen und es als Geschenk einpacken lassen? Warum nicht mal mit einer gemieteten S-Klasse durch ein Elendsviertel fahren und ein paar Pfandflaschen aus dem Fenster werfen?

Pufpaff präsentierte sich auch wieder als Mensch, der einen Grund braucht, sich aufzuregen. Sein Weltbild bricht zusammen, als er eine Service-Hotline anruft und optimalerweise bedient wird. Wohin mit all' seiner Wut, die er durch den Genuss großer Mengen Kaffee noch extra angefacht hatte?

Politisch wurde der Kabarettist auch zwischendurch immer wieder, wenn auch eher dezent: Da wurde aus Assad "der Hitler aus dem Orient" und den Strudelwurm - angeblich das dümmste Tier der Welt - erwähnte er in einem Atemzug mit Horst Seehofer. Zu den intelligenten Sätzen aus dem Mund von Pufpaff gehört dieser: "Wir individualisieren uns weg von einander." Das Publikum erfuhr noch, dass Sebastian Pufpaff an keiner Schlange ansteht: "Weder beim Bäcker oder Metzger noch an der Methadon-Ausgabestelle."

(NGZ)
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