Kaarster Naturschützer erklärt Phänomen Darum frieren Enten nicht fest

Kaarst · Carsten Braunert von der Nabu-Ortsgruppe Kaarst erläutert, wie sich Enten vor der Kälte schützen. Und er weiß, dass Zugvögel wegen fehlender Nahrung wärmere Gebiete aufsuchen, nicht wegen der Kälte.

 Sollte der Kaarster Stadtparksee mal zugefroren sein, würden die Enten nicht fest frieren. 

Sollte der Kaarster Stadtparksee mal zugefroren sein, würden die Enten nicht fest frieren. 

Foto: Hogekamp, Lena (hoge)

Kaum friert es, erreicht die Nabu-Ortsgruppe Kaarst etliche Fragen, ob die Tiere nicht unter den Temperaturen leiden. Eine der häufigsten: Warum die auf dem Eis watschelnden Enten keine kalten Füße bekommen oder womöglich über Nacht fest frieren. „Die Vögel sind zwar barfuß, aber das macht ihnen wenig aus. Damit sie auch an den federlosen Körperteilen nicht auskühlen, haben einige Vogelarten ein raffiniertes Energiesparprogramm. In den Vogelbeinen befindet sich das sogenannte Wundernetz, das wie ein Wärmetauscher funktioniert“, beruhigt Carsten Braunert vom Nabu Kaarst.

In diesem Wundernetz lägen feine Blutgefäße dicht beieinander. Das arterielle Blut ströme darin vom rund 40 Grad warmen Körper Richtung Füße. Dabei fließe es sehr nah an den Venen vorbei, die das abgekühlte Blut aus den Füßen wieder zum Körper transportieren. „Im Wundernetz wärmt das warme Blut das kalte im Gegenstromprinzip auf. Es geht kaum Wärme verloren und das Tier kühlt selbst bei stundenlangem Gewatschel auf dem Eis nicht aus“, erklärt der Naturschützer dieses Naturphänomen.

Das Wundernetz nutzt das physikalische Prinzip des Gegenstroms: Am einen Ende trifft das eiskalte Blut zuerst auf das schon abgekühlte Warmblut. Am anderen Ende ist das in den Körper zurückfließende Blut deutlich wärmer geworden. Dort trifft es auf das warme Blut aus dem Körper und kann noch das letzte bisschen Wärme abzapfen. Dazwischen strömt das unterschiedlich warme Blut gegeneinander und sorgt so für einen optimalen Wärmeaustausch. „Die Füße sind zwar gut durchblutet, aber mit relativ kaltem Blut und es geht kaum Wärme verloren. Darum schmilzt das Eis unter den Füßen der Enten auch nicht“, erläutert Braunert.

Auch der restliche Vogelkörper sei bestens gegen Kälte isoliert. „Über den wärmenden Daunen tragen die Vögel wetterfeste Deckfedern, die sie gut einfetten. Dafür benutzen die Vögel ein öliges Sekret, das in der Bürzeldrüse am Stoß produziert wird. Mit dem Schnabel verteilen sie dieses Fett über das Gefieder“, so Braunert. Bei Polarvögeln kann der Unterschied zwischen Körperinnerem und Umgebung bis zu 80 Grad betragen. Einzig der Kormoran hat kein gefettetes Gefieder – es würde ihn bei seinen oft 20 Sekunden langen Tauchgängen behindern. „Deshalb sitzen die schwarzen Fischfresser nach jeder Mahlzeit mit traurig hängenden Flügeln auf einem Poller. Sie trocknen sich und sehen dabei oft wie Öl-Opfer aus“, erklärt der Nabu-Experte.

„Unsere heimischen Tiere haben sich im Laufe von etlichen Jahrtausenden an die heimische Kälte angepasst“, sagt Braunert. So flögen die Zugvögel auch nicht in wärmere Gebiete, weil sie die Kälte bei uns nicht überstehen, sondern weil sie keine Nahrung mehr finden.

(seeg)
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