Gottesdienste in Kaarst Corona verändert die Kirche

Kaarst · Zwar gibt es derzeit keine Gottesdienste, dennoch hält die Gemeinde zusammen.

 Auch für Pastor Ulrich Eßer ist die Krise eine Herausforderung.

Auch für Pastor Ulrich Eßer ist die Krise eine Herausforderung.

Foto: Andreas Woitschützke

Aktuell erlebt die katholische Kirche in Kaarst durch das Coronavirus eine besondere Zeit mit besonderen Maßnahmen, für die es kein Drehbuch gibt. „Das Gottesdienstangebot ist sogar umfangreicher als vorher“, erklärt Ulrich Eßer, Leitender Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Kaarst-Büttgen. Täglich feiert ein Geistlicher des Pastoralteams um jeweils 9 und 18 Uhr eine Heilige Messe. Der Ort bleibt natürlich „geheim“, um das Kontaktverbot einzuhalten und keine Gläubigen anzulocken. Um 12 Uhr wird ein Mittagsgebet gehalten. „Die Gemeinde ist zwar nicht gemeinsam an einem Ort, aber trotzdem im Gebet verbunden“, sagt Ulrich Eßer. Aus Rückmeldungen weiß er, dass viele Gläubige mit beten. Außerdem läuten jeden Abend um 19.30 Uhr alle Glocken im Erzbistum Köln. Das schafft eine zusätzliche Verbindung, verbreitet Hoffnung und viele freuen sich über das Geläut, so Pfarrer Eßer.

Die Kirchen sind zwischen 9 und 17 Uhr geöffnet (in Büttgen nur Mittwoch bis Freitag von 9 bis 12 Uhr). „Viele Menschen sind regelmäßig da, das sehe ich an den angezündeten Kerzen“, freut sich der Geistliche. Dort kann man demnächst auch Osterkerzen gegen eine Spende für Christen im Heiligen Land mitnehmen. Die Seelsorge hat sich verlagert und findet hauptsächlich per Telefon statt – die Pastoralbüros in Kaarst und Büttgen nehmen Gesprächswünsche zu den üblichen Bürozeiten entgegen. Pastor Eßer weiß, dass viele ältere Gemeindemitglieder ohne Internetzugang von anderen über alle Angebote auf der Homepage informiert werden: Das Gemeindeleben findet derzeit eher „von unten“ statt – ohne körperliche Nähe und öffentliche Versammlungen, aber vereint als füreinander sorgende Gemeinschaft.

Für viele Menschen sind derzeit Beerdigungen sehr belastend. Man kann sich nur im kleinen Kreis treffen, an der geschlossenen Friedhofskapelle findet eine sogenannte „Statio“ (kurzer Wortgottesdienst) statt, anschließend begleiten die Angehörigen den Verstorbenen mit eingehaltenem Mindestabstand zum Grab. Die Beerdigung sei genauso würdig wie sonst, erklärt der Pfarrer. Aber wenn von einem größeren Familienverbund nur wenige Mitglieder teilnehmen können, sei das schon eine schwierige Situation, erklärt Eßer. Ansonsten beobachtet der Pfarrer beim Leben „außerhalb“ ein rücksichtsvolles und entspanntes Verhalten ohne Ungeduld oder Drängeln. Und auch Ulrich Eßer hat die Zeit inzwischen für ganz profane Dinge genutzt: Die Steuererklärung ist fertig und alle Fenster sind geputzt.

Info Beim Jugendtelefon „Pampauke“ steht Pädagoge Martin Schlüter unter der Telefonnummer 0176 43466826 montags bis freitags von 15 bis 19 Uhr zu Gesprächen bereit.

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