Büttgener Rosenmontagszug Caritas-Heim sagt Karnevalstreiben ab

Büttgen · An Rosenmontag bleibt das Altenheim geschlossen. Die Bewohner sollen so besser geschützt werden.

Wenn sich am Rosenmontag der närrische Lindwurm durch Büttgen schlängelte, war das Zelt vor dem Sankt-Aldegundis-Heim in Trägerschaft der Caritas an der Driescher Straße ein vertrauter Anblick – und das seit 20 Jahren. Die Bewohner und Mitarbeiter des Heims mischten sich unter die kostümierten Jecken. Stände mit diversen Getränken und Speisen wie Würstchen, Suppe, Pommes und Berliner zu sehr moderaten Preisen luden zur Stärkung ein. Und das Angebot nutzten viele, um die Wartezeit auf den Zug zu überbrücken. Oder um noch schnell die Toiletten im Erdgeschoss aufzusuchen.

Vor allem das Zelt erfreute sich immer großer Beliebtheit: Die Bänke waren dort gut besetzt, oft von älteren Menschen, die sich so auf den Zug einstimmten. So wie die vier rüstigen Damen des Kegelclubs „Alles wackelt, nichts fällt um“, die 2018 erklärten: „Wir sind alle in Büttgen geboren und jedes Jahr beim Zug dabei. Auf Partys dürfen wir nicht mehr, aber hier sind wir noch geduldet“, sagten sie damals lachend. Die Atmosphäre war immer fröhlich-unbeschwert. Doch nach 20 Jahren müssen sich alle von dieser liebgewordenen Tradition verabschieden. Belinda Schmitt, die Einrichtugsleiterin des Sankt -Aldegundis-Heims, hat das Karnevalstreiben für die Zukunft abgesagt. Denn das Heim diene als Lebens- und Schutzraum für die Senioren. „Durch die zunehmende Anzahl von Bewohnern, die an Demenz erkrankt sind, hat sich vor allem der Schutzaspekt in den vergangenen Jahren deutlich verstärkt“, erklärt Belinda Schmitt. Sie leitet das Heim seit Januar 2019. Befreit vom Stände- und Zeltaufbau sowie Bewirtung verfügten die Mitarbeiter nun über genügend Ressourcen, „ausschließlich“ mit den Bewohnern Karneval zu feiern. Zudem habe der Verkaufserlös die Personalkosten nicht gedeckt.

Es gab auch sehr negative Erlebnisse: „Einige Senioren haben das geöffnete Haus auch als Belastung empfunden. Fremde alkoholisierte Menschen wollten sich Zimmer ansehen und haben im ganzen Haus nach Toiletten gesucht. Teilweise erlebten die Senioren auch respektloses Verhalten“, begründet Belinda Schmitt die Absage. Diese wurde gemeinsam mit dem Bewohnerbeirat beschlossen und sei „keine einschneidende Entscheidung“ für die Bewohner. Diese werden sich gemeinsam mit den Mitarbeitern den Zug im und auch vor dem Haus ansehen. Für die Zukunft stellt Belinda Schmitt Veranstaltungen in Aussicht, „bei denen Besucher aus dem Ort herzlich willkommen sind“. Offen bleibt, welche das sein werden.

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