Kaarster Bürger sollen animiert werden Fasten fürs Klima

Kaarst · Bürger sollen zwischen Aschermittwoch und Ostern bewusst auf Dinge verzichten.

 Die evangelische Kirche gibt jede Woche ein Thema vor. Das will die Stadt Kaarst nicht tun.

Die evangelische Kirche gibt jede Woche ein Thema vor. Das will die Stadt Kaarst nicht tun.

Foto: Haus kirchlicher Dienste

Keine Schokolade zu essen, nicht zu rauchen oder Alkohol zu trinken in der Fastenzeit reicht nicht aus, um das Klima zu retten. Elf evangelische Landeskirchen und vier katholische Bistümer rufen deshalb zum Klimafasten auf. Die Stadt Kaarst ruft ebenfalls dazu auf, sich während der Fastenzeit besonders umweltbewusst zu verhalten. Im Umweltausschuss wurde beschlossen, die Bürgerinnen und Bürger zum Klimafasten zwischen Aschermittwoch und Ostern zu animieren.

Die Kirchen appellieren an ihre „Schäfchen“, „bewusst Verzicht zu üben und frei zu werden für neue Gedanken und andere Verhaltensweisen“. Klimaschutz mache Verzicht erforderlich. Außerdem werden positive Auswirkungen auf Leib und Seele versprochen. So weit geht man bei der Stadt nicht und Monika Zimmermann (Die Linke) erklärte: „Ich finde das überflüssig.“ Josef Karis störte der Begriff „Fasten“ in diesem Zusammenhang. Die Ausschussvorsitzende Sabine Kühl (SPD) gab zu bedenken, dass Fasten auch ein medizinischer Begriff sei. Aber die große Mehrheit sprach sich klar für die Aktion aus: „Die Maßnahme, mit der man Menschen anspricht, ist begrüßenswert. Wir werden dadurch weitergebracht. Kontrovers darüber diskutieren können wir hinterher immer noch“, sagte Mathias John (CDU). Er definierte das Fasten als „Verzicht zur Bewusstseinsbildung“. „Im Klimaschutzkonzept steht drin, dass eine Sensibilisierung der Menschen wichtig ist“, gab Dagmar Treger (CDU) zu verstehen. Hajo Köbis (Die Grünen) begrüßte das Klimafasten: „Eine solche Sensibilisierung muss eher heute als morgen beginnen.“ Alfred Lempke (SPD) sagte, seine Fraktion könne den Antrag nur unterstützen. „Der Begriff Fasten in diesem Zusammenhang ist für mich Blasphemie“, legte Josef Karis nach.

Die Technische Beigeordnete Sigrid Burkhart sieht im Klimafasten einen kleinen Baustein, um das Thema Klimaschutz voranzubringen – ein Thema, „das uns permanent begleiten wird“. Umweltingenieurin Jennifer Engel sagte gegenüber unserer Redaktion: „Wir wollen die Idee nicht von den Kirchen klauen, haben unsere geplanten Aktivitäten abgesprochen.“ Sinn der Aktion sei es, Menschen mit Ideen zu konfrontieren. Die Menschen in Kaarst sollen animiert werden, kleine Änderungen in ihrem Alltag auszuprobieren und bewusst etwas für den Klimaschutz zu tun und einen klimafreundlicheren Lebensstil auszuprobieren. Kommuniziert werde über die lokalen Zeitungen, soziale Medien wie Instagram und Facebook, aber auch über Multiplikatoren wie die Kindergärten. Die Vorschläge sollen leicht umsetzbar sein und es gibt unendlich viele Möglichkeiten, die Umwelt in kleinen Schritten zu entlasten. Einige Beispiele: Einmal pro Woche statt des Autos das Fahrrad nehmen. Oder das Licht ausmachen in Räumen, in denen man sich nicht aufhält. Die Kirchen gehen mit ihren Vorschlägen weiter. Da wird unter anderem angeregt, die Heizung runterzudrehen und den Lieblingspullover anzuziehen, um nicht zu frieren. Und sie geben jede Woche ein neues Thema vor, wie zum Beispiel Plastikmüll.

Die Stadt wird so viele Vorgaben nicht machen. Jennifer Engel weiß, dass zur Planung nur wenig Zeit übrigbleibt. Sie hofft, dass genügend Bürgerinnen und Bürger mitmachen. Auch die Ortsgruppe „Kaarster for Future“ soll eingebunden werden, ebenso die Schulen, Kindergärten und die kirchlichen Einrichtungen. Klimaschutz ist übrigens ein Thema, das zunehmend gemeindeübergreifend angegangen werden soll. Dazu finden Treffen der Klimaschutzbeauftragten auf Kreisebene statt. Die Stadt wird einen solchen Klimamanager einstellen. Bis es soweit ist, wird Jennifer Engel die Stadt Kaarst sozusagen als „Umwelt-Engel“ vertreten. Möglich sei, das Klimafasten mit einer Abschlussveranstaltung zu beenden. Das Budget ist mit 250 Euro mehr als begrenzt.

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