Kaarst Kaarst braucht mehr Wohnraum

Kaarst · Die Stadt will ein kommunales "Handlungskonzept Wohnen" erarbeiten. Trotz sinkender Bevölkerungszahlen wird in Kaarst mit steigendem Wohnraumbedarf gerechnet. 85,5 Hektar bebaubarer Reserveflächen gibt es im Stadtgebiet.

Das Leben verändert sich. Die Kaarster werden nicht nur älter, sondern im Zweifel auch weniger, und das hat Konsequenzen. Die Verwaltung geht nach der Auswertung mittel- und langfristiger Prognosen derzeit davon aus, dass die Einwohnerzahl bis zum Jahr 2030 von derzeit 41 841 (Ende 2010) auf 37 990 sinken könnte. Wie sich eine Kommune entwickelt, ob sie veraltet und schrumpft oder sich verjüngt und wächst, hängt entscheidend von der Frage ab, ob, wo und wie es sich in einer Stadt wie Kaarst alters-, anspruchs- und einkommensgerecht leben lässt. Für Verwaltung und Politik ist die Entwicklung des Wohnungsmarkts also ein wichtiger Faktor, wenn es um die Planung der Zukunft geht.

Für Kaarst hat der Technische Beigeordnete Manfred Meuter jetzt ein kommunales "Handlungskonzept Wohnen" erarbeitet, dass ursprünglich in der heutigen Sitzung des Planungsausschusses (PVA) zur Vorberatung in die Fraktionen verwiesen werden sollte. Ein solches Handlungskonzept ist Voraussetzung für die Bewilligung von Fördermittel im öffentlich geförderten Wohnungsbau, zum Beispiel bei den geplanten Vorhaben der GWG (Gemeinnützige Wohungs-Genossenschaft) Neuss an der Hubertusstraße. Weil der von Meuter vorgelegte Entwurf sehr weit geht und auch künftige Baulandpotenziale in Kaarst sowie den Bedarf für eine Neuaufstellung des Regionalplans ohne vorherige Diskussion in den zuständigen Gremien bewertet, ist das Handlungskonzept bei der Politik auf massive Kritik gestoßen. Die Vorlage für den PVA wurde mittlerweile zurückgezogen.

Vom Tisch ist das Thema damit aber nicht, denn was die aktuelle Lage auf dem Wohnungsmarkt betrifft, steht fest: Obwohl die Bevölkerungszahl tendenziell sinkt, wird der Wohnraumbedarf in Kaarst steigen, weil immer mehr Menschen in Ein- bis Zweipersonenhaushalten leben werden. Das sagen auf jeden Fall die Prognosen. Fakt ist auch: Der Bestand an öffentlich geförderten Mietwohungen für Einkommensschwächere ist in Kaarst knapp. Zugleich wächst die Nachfrage nach Ein- und Zweifamilienhäusern, nach wie vor. Die Verwaltung geht davon aus, dass künftig ein deutlicher "Nachfrageüberhang" an Wohnfläche entsteht. Demnach, heißt es im Entwurf für das "Handlungskonzept Wohnen", werde es in Kaarst bis zum Jahr 2030 eine Nachfrage im Bereich der Ein- und Zweifamilienhäuser von 1205 Wohnungen geben. Bei Mehrfamilienhäusern wird für den gleichen Zeitraum eine Wohnungsnachfrage von 845 Wohnungen erwartet. Die Verwaltung listet auch insgesamt 85,5 Hektar bebaubarer Reserveflächen im Stadtgebiet auf, unter anderem an der Linning und in Driesch. Grünen-Fraktionschef Christian Gaumitz wehrt sich bereits jetzt gegen einen weiteren "massiven Flächenverbrauch". "Sicher müssen wir zusätzlichen attraktiven und bezahlbaren Wohnraum schaffen", sagt er. "Und sicher gibt es an einigen Stellen Möglichkeiten, Wohnbebauung nachzuverdichten. Wir müssen aber vor allem auch am Gebäudebestand etwas tun." Zum Beispiel könnten Doppelhäuser in Wohnungen aufgeteilt werden. Die Grünen haben auch eine eigene Wohungsbaugesellschaft für Kaarst ins Gespräch gebracht.

(NGZ)
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