Niederrhein-Musikfestival in Kaarst Familie überzeugt mit brasilianischen Rhythmen

Vorst · Zum zweiten Mal nach 2019 gastierte das Niederrhein-Musikfestival auf dem Tuppenhof. Das Konzert fand im Obstgarten mit einer eigens neu geschaffenen Remise für die Künstler statt.

 Rosani Reis und Tochter Luna beim Konzert auf dem Vorster Tuppenhof.

Rosani Reis und Tochter Luna beim Konzert auf dem Vorster Tuppenhof.

Foto: Georg Salzburg (salz)

„Die Tuppis sind tolle Kooperationspartner“, sagte Anette Maiburg, die künstlerische Leiterin des Festivals, und meinte auch das ehrenamtlich tätige Museumsteam, das unter seinem Geschäftsführer Jürgen Rau den gut 100 Besuchern den Aufenthalt bei einem mehr als zweistündigen Konzert sehr angenehm machte: Es gab sogar Grillwürstchen.

Rosani Reis, die charismatische Botschafterin brasilianischer Musik hatte ihren Sohn Noah (21) und ihre Tochter Luna (17) mitgebracht, und weil das Konzert das Motto „Família! Brasilianische Klänge in der Scheune“ hatte, stand Vater Klaus am Schaltpult. Obwohl Reis seit 31 Jahren in Gelsenkirchen lebt, ihre Kinder dort aufgewachsen sind, ist die von ihnen gepflegte brasilianische Musik sehr authentisch. Noah, der Jazzklavier an der Folkwang-Universität studiert, hat für seine Mutter „Belo Horizonte“ geschrieben. In dieser Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Minas Gerais ist Rosani Reis geboren und aufgewachsen. Speziell dieser Bundesstaat steht für die brasilianische Musik: So klangvoll wie sein Name ist auch seine Musik.

Davon zeugen viele Titel, etwa das Loblied „Berimbau“ von Sérgio Mendes über das ursprünglich afrikanische Musikinstrument, das den brasilianischen Kampftanz „Capoeira“ begleitet.

Viele Songs vereinigen afro-brasilianische Kultur, weil die Portugiesen ab dem 16. Jahrhundert Hunderttausende Sklaven ins Land schleppten. „Quilimbola“ von Sergio Santos ist so ein überzeugendes Dokument. Und wenn zum Finale hin „Baiao Barocco“ vom Familientrio gestaltet wird, vereinigen sich der vitale Rhythmus Brasiliens mit den Figurationen des Abendlandes. Es scheint so, als stehe das Trio „Reis“ ganz exemplarisch für diese Umarmung zweier Kontinente. Der hochbegabte Noah parliert jazzig auf dem Klavier auch in seinen „Festas das aldeias“.

Luna komplettiert an abwechslungsreichen Percussions stilsicher das Trio. Noch schöner: Wenn sie ihre Mutter mit „übergeordneter“ Stimme begleitete. Diese glänzt in „Milonga gris“ von Carlos Aguirre, dem einzigen argentinischen Song des Programms, mit wunderbarer Stimmakrobatik.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort