Einsames Fest in Kaarst 34 Menschen zu Weihnachten obdachlos

Kaarst · Die Zahl der obdachlosen Kaarster ist im Vergleich zum Vorjahr um acht Menschen gesunken.

Vor einem Jahr lebten in den Kaarster Notunterkünften 42 Obdachlose, verbrachten auf engstem Raum das Weihnachtsfest. In diesem Jahr sind es 34. Frank Schnitker, der zuständige Sachbearbeiter, stellt fest, dass es immer schwieriger wird, Obdachlose aus den Notunterkünften in Mietwohnungen zu vermitteln. Das liegt unter anderem auch an einer Gesetzesänderung, wonach die Leistungsträger die Miete samt Nebenkosten nicht mehr direkt an den Vermieter überweisen dürfen, sondern an den Hilfeempfänger.

Diese Regelung ist jetzt auch einer zehnköpfigen Familie zum Verhängnis geworden, die bereits vor einem Jahr obdachlos war. Mit Engelszungen hatte Frank Schnitker auf einen potenziellen Vermieter eingeredet – mit Erfolg. Leider erfolgte mittlerweile die Kündigung, nachdem zweimal in Folge die Miete nicht überwiesen wurde. Früher galten Sozialhilfeempfänger bei Vermietern als sichere Bank. Jetzt, wo die Mieten nicht mehr direkt an die Vermieter gehen, haben Wohnungsbewerber, die ein regelmäßiges Arbeitseinkommen nachweisen können, die deutlich besseren Karten. Hinzu kommt, dass die Leistungsträger nicht jede Miete übernehmen: „Für eine Einzelperson liegt der Höchstbetrag bei 458,50 Euro inklusive Nebenkosten, aber zuzüglich Heizkosten“, erklärt Schnitker. Bei einer vierköpfigen Familie werden Kosten von maximal 773,30 Euro plus Heizkosten übernommen.

Obdachlosigkeit ist für Frank Schnitker in den wenigsten Fällen ein unabänderlicher Schicksalsschlag: Viele Betroffene hätten über ihre Verhältnisse gelebt, seien die Miete schuldig geblieben. Mitleid hat Schnitker mit einer Frau, die mit ihrem knapp zweijährigen Kind von ihrem Mann vor die Tür gesetzt worden ist: „Sie steht auf meiner Liste der zu Vermittelnden ganz oben.“ Schnitker rät Ehefrauen in diesem Zusammenhang dringend, neben ihrem Mann im Mietvertrag als Mieterin festgeschrieben zu sein.

Ein anderes Kapitel ist die Unterbringung von Flüchtlingen: Vor einem Jahr waren es 633, aktuell sind es 614. Dass eine Vielzahl von Asylbewerbern mittlerweile finanziell auf eigenen Füßen steht, gilt zumindest für Kaarst nicht. Immerhin konnten einige Unterkünfte aufgegeben werden. So wurde beispielsweise die Flüchtlingsunterkunft am Rotdornweg in Holzbüttgen abgerissen. Die Zahl der für Flüchtlinge angemieteten Wohnungen ist von 80 auf 55 gesunken. Schnitker war häufig entsetzt über den Zustand der dieser Mietwohnungen. Auch die Mülltrennung sei für Viele ein Buch mit sieben Siegeln geblieben. Übrigens: Bei den Herkunftsländern ist Syrien auf Platz zwei gerutscht, die meisten Flüchtlinge kommen mittlerweile aus Afghanistan.

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