Kaarst 120 Besucher beim Start der Kirchenmusikwochen

Holzbüttgen · In der Lukaskirche in Holzbüttgen setzte sich der Kantor Wolfgang Weber mit der Frage „J Wer?“ auseinander.

Kantor Wolfgang Weber, Susa Weber und Verena Kleist.

Kantor Wolfgang Weber, Susa Weber und Verena Kleist.

Foto: Woitschuetzke,Andreas (woi)

Leichte Kost war der Auftakt der Musikwochen der Kaarster Kirchen gewiss nicht. Dennoch lockte rund 120 Besucher die Frage „J Wer?“ in die Lukaskirche. Kantor Wolfgang Weber, der für die musikalische Gesamtleitung verantwortlich ist, hatte zu Beginn versprochen, dass es eine andere Auseinandersetzung mit Jesus geben würde, „als es sonst üblich ist“. Dieses Versprechen lösten alle Akteure ein und boten eine teils irritierende, teils kritische, teils nachdenkliche, auf jeden Fall aber spannende Spurensuche zur Figur Jesus.

Dramaturgin Verena Kleist hatte dafür ein Literatur-Kaleidoskop von Heinrich Heine über Ernest Hemingway bis hin zu Jean Paul und Dietrich Bonhoeffer erstellt, mit dem es gelang, Jesus aus unterschiedlichsten Perspektiven zu beleuchten. Schauspielerin Susa Weber rezitierte facettenreich die Texte vom Anfang des 18. Jahrhunderts bis in die Gegenwart und schlüpfte dafür in diverse Rollen: Mal in die von betrunkenen römischen Soldaten, die sich über die Brutalität von Kreuzigungen im römischen Reich auslassen. Mal in die des Satans, der die Existenz von Jesus beweisen will, da seine eigene Daseinsberechtigung davon abhängt. Die einzelnen Lyrik- und Prosa-Texte wechselten sich ab mit musikalischen Darbietungen. Darunter die Altistin Angela Froemer. Sie brillierte mit ihren Auftritten unter anderem zu den beiden Stücken von Peter Cornelius. Der Chor Cappella Vocale Kaarst stellte seine musikalische Bandbreite bei dem gregorianischen „Vater unser“ sowie dem „Padre nostro“ von Giuseppe Verdi unter Beweis. Sogar eine Erstaufführung gab es an diesem Abend mit der anspruchsvollen Komposition von Sascha Thiele. Begleitet wurde das Stück von Hanna Hann am Synthesizer und einem experimentell anmutenden Sprechgesang des Chors.

Wie sehr den Zuschauern der spirituell-politische Abend gefallen hatte, ließ sich am Applaus ablesen. Und auf die Frage „J Wer?“ mag jeder seine eigene Antwort gefunden haben: Jesus als historische Gestalt, Revolutionär, Botschafter, Tröster und vor allem als Projektionsfläche.

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