Kaarst Jugendliche blicken auf das Schulleben in 2068

Kaarst · Schüler des AEG haben eine Zukunfts-Vision entworfen, die ab morgen im Rahmen der 800-Jahr-Feier in der Rathausgalerie ausgestellt wird.

 Kim Holtappels arbeitet mit 21 Mitschülern seit Dezember an dem Projekt - oft auch über die Schulzeit hinaus, weil es ihr Spaß macht.

Kim Holtappels arbeitet mit 21 Mitschülern seit Dezember an dem Projekt - oft auch über die Schulzeit hinaus, weil es ihr Spaß macht.

Foto: Skiba

Wie sieht Schule in 50 Jahren aus? Mit dieser Frage hat sich das Zeitzeichen-Team - die Geschichts-AG des Albert-Einstein-Gymnasiums - in den vergangenen Monaten auseinandergesetzt. Entstanden ist die Zukunftsvision einer Schulform, die Schülern mehr Freiräume lässt und auf eigenverantwortlichem Handeln basiert. Das Projekt ist Teil des Stadtjubiläums, das Kaarst in diesem Jahr feiert. Das Ergebnis ist in Form eines plastischen Kunstwerkes ab morgen in der Rathausgalerie zu sehen.

Die Antwort auf die Frage, wie Schüler in 50 Jahren am AEG lernen werden, konnte nicht beantwortet werden, ohne die aktuelle schulpolitische Debatte in Politik und Wirtschaft zu berücksichtigen: Schülern wird oft ein Mangel an Kreativität, Kooperationsfähigkeit, Innovationskraft und Risikobereitschaft vorgeworfen. Danielle Schulte am Hülse, Kunstlehrerin am AEG, begleitet das Projekt und sagt: "Ich bin fest davon überzeugt, dass Schüler mit Leidenschaft lernen wollen, nur dass ihnen durch die starren Regeln die Lust daran vergeht."

Ein wesentlicher Punkt der "Schule 2068" ist, dass es kein starres Klassensystem mehr gibt und auch keine Pausenklingel, die das Lernen in feste Zeiten unterteilt. "Schüler entscheiden selbst, wann sie lernen wollen und wie. Es soll in Gruppen gelernt werden, Schüler helfen sich untereinander und Lehrer, die in unserer Vorstellung eher Begleiter sind, werden nur hinzugezogen, wenn die Schüler selbst nicht mehr weiter wissen", erklärt Schüler Sören Stenger. Gemeinsames Entdecken und Forschen mündet in gemeinsamen Prüfungen, in der neben individuellem Wissen auch andere Fähigkeiten bewertet werden, wie Fairness und Kooperationsfähigkeit. Wichtig ist den Schülern, dass mit der Abschaffung des herkömmlichen Klassensystems auch das Vergleichen untereinander aufhört. "Nicht jeder ist in allen Fächern gleich gut. Natürlich müssen gewisse Standards erfüllt werden, aber eben nicht zur gleichen Zeit", sagt Ann-Kathrin Franke. Daher soll das Notensystem in der Schule der Zukunft abgeschafft werden, dafür soll es eine persönliche Einschätzung für jeden Schüler geben, wo seine jeweiligen Stärken und Schwächen liegen, wo Förderbedarf besteht und wie ein individueller Lernfortschritt erzielt werden kann. "Natürlich muss es auch Verbindlichkeiten geben, aber eben auch Freiheiten, seinen Interessen nachzugehen", sagt Schulte am Hülse und Schülerin Kim Holtappels fasst zusammen: "Es soll ja auch nicht ins Extreme gehen. Weder sollte Schule zu statisch sein, noch zu anarchisch".

Gelernt wird dann auch nicht mehr in Klassenräumen, sondern in Lernlaboren. Auch eine Sternwarte gehört zur Schule, genau wie ein Atelier, in dem sich die Schüler inspirieren lassen. Örtliche Gegebenheiten finden stärkere Einbindung in das Schulleben und werden als außerschulische Lernorte genutzt, was besonders schön in der Plastik dargestellt ist.

Nicht all diese Ideen sind ganz neu. Einige werden bereits in anderen Schulen in ganz Deutschland umgesetzt, was die AEG-Schüler teilweise zu ihren Vorstellungen inspiriert hat. Lockerere Strukturen setzen natürlich ein hohes Maß an Engagement seitens der Schüler voraus. Schulte am Hülse: "Wenn man Schule so locker aufzieht, muss es klare Verhaltensregeln geben."

(NGZ)
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