Kaarst Jörg Knör nimmt Publikum mit nach Paris

Kaarst · Der Kabarettist überzeugt mit Humor und Bühnenbild.

 Jörg Knör bietet seinem Publikum mit "Filou" ein vielseitiges Programm.

Jörg Knör bietet seinem Publikum mit "Filou" ein vielseitiges Programm.

Foto: Knör

"Filou" bedeutet so viel wie "Lausbub" oder "Schlitzohr". "Filou" heißt aber auch das neueste Programm von Kabarettist Jörg Knör, das er jetzt im ausverkauften Albert-Einstein-Forum präsentierte - und das nicht ohne Grund. Denn der Wahl-Hamburger machte einmal mehr deutlich, dass er als Entertainer über eine breite Palette von Talenten verfügt - und ebenfalls so etwas wie ein kleiner Filou ist.

Das Bühnenbild war besonders aufwendig: Die Zuschauer konnten meinen, mittendrin im Pariser Künstlerviertel "Montmartre" zu sein. Und als der 58-Jährige die Bühne betrat, gingen die Laternen an. Jörg Knör blickte zwar auch auf sein Leben zurück, aber das Programm sollte nicht nur etwas für Nostalgiker sein: "Wer nicht über den eigenen Tellerrand hinaus schaut, merkt nicht, was alles daneben geht", sagte er, während er mit einem schwarzen Edding einen Dönerspieß malte, ebenso wie den Teller und das, was danebengeht. Er meinte damit die "Dönerkratie", die aktuelle Regierungsform in der Türkei zwischen Demokratie und Diktatur.

Besonders glücklich waren die Zuschauer, die später eine der Karikaturen ergatterten. Knör überzeugte auch als Parodist. Lediglich einige wenige jüngere Zuschauer dürfte er mit Inge-Meysel- und Karl-Dall-Parodien ein wenig ratlos zurückgelassen haben. Mario Barth dürften sie dagegen sofort erkannt haben und Dieter Bohlen auch. Herrlich, seine Karl-Lagerfeld-Parodie. "Um sechs Uhr klopft der kleine Granufink ans Fenster", erklärte der gestresste Modemacher - der Filou Knör unterstellte ihm eine Alterserscheinung, gegen die gerne Kürbiskerne genommen werden.

Er parodierte und karikierte zum Teil simultan, bewies, dass er - trotz der gerade erst überstandenen Grippe - ein hervorragender Sänger ist, der auch gut Saxofon spielen kann. Dass er nicht in der Vergangenheit verharrt, bewies er mit der Parodie der Protagonisten von "Bares für Rares". Grandios, wie er Helge Schneiders "Katzenklo" in einer Rammstein-Version brachte, wie er als Howard Carpendale mit langem "Bauchweg-Schal" auftrat.

"Filou" hat sehr viel mit der Biografie von Jörg Knör zu tun und manchmal scheint Traurigkeit mitzuschwingen, weil Knör nicht mehr an den ganz großen Rädern dreht. In Kaarst bewies er, dass er das Zeug dazu noch hat, dass ihm sein Beruf immer noch sehr viel Spaß macht. Und dass er sich regelmäßig in Kaarst blicken lässt, wissen seine Fans zu schätzen - sie dürften sich auch diesmal wieder sehr gut unterhalten gefühlt haben.

(NGZ)
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