Kaarst Initiative gegen "Berliner Platz"

Kaarst · Nachbarn und Anwohner haben sich zu einer Bürgerinitiative zusammengeschlossen, die gegen den von der Stadt favorisierten Supermarkt-Standort kämpft. Derweil wirbt die IG Büttgen für die Verwaltungslösung.

 Die Bürgerinitiative um Wolf-Rüdiger von der Fecht, Bernhard Rieksmeier, Willy Andreas und Klaus Strümpel.

Die Bürgerinitiative um Wolf-Rüdiger von der Fecht, Bernhard Rieksmeier, Willy Andreas und Klaus Strümpel.

Foto: lber

Joachim Reich hat Angst, demnächst gegen eine Betonwand zu schauen. Wenn der Büttgener heute aus dem Fenster seiner Eigentumswohnung am Berliner Platz guckt, fällt der Blick auf die andere Straßenseite, ein paar Autos, 45 Bäume und vor allem — auf sehr viel Raum. Verwaltung und Politik spielen mit dem Gedanken, den Platz hinter dem Rathausplatz mit einem rund 1200 Quadratmeter großen Supermarkt zu bebauen.

Ein förmliches Bauleitplanverfahren ist bereits eingeleitet, eine endgültige Festlegung auf den Standort, betont Bürgermeister Franz-Josef Moormann, gebe es wohlgemerkt nicht. Alle Vorbehalte der Bürger, heißt es, würden während des rechtlichen Verfahrens geprüft und dieses im Notfall auch noch gestoppt. Genau daran glauben Wolf-Rüdiger von der Fecht, Bernhard Rieksmeier, Willy Andreas und Klaus Strümpel allerdings nicht. Die Vier sind Sprecher einer im August gegründeten, überparteilichen, derzeit rund 40 Mitglieder starken Bürgerinitiative, die sich gegen den Berliner Platz als Standort für einen neuen Supermarkt einsetzt. Auch Joachim Reich ist der Initiative beigetreten.

Weil die Einzelhandelskette "Kaiser's" nach jetzigem Stand bis Ende 2013 ihre beide Lebensmittelmärkte in Büttgen aufgibt, wird von Verwaltung und Politik unter Zeitdruck nach einer Lösung gesucht. Als Alternativstandorte sind die Birkhofstraße und eine Erweiterung des bisherigen Supermarktstandortes an der Luisenstraße in der Diskussion. "Der Berliner Platz", sagt von der Fecht, "ist von allen drei Lösungen die schlechteste." Eine nur scheinbar ergebnisoffene Diskussion werde derzeit in einen Trichter geführt, an dessen Ende der Berliner Platz stehe.

"Das heißt: Letztlich wird durchgesetzt, was die Verwaltung und Teile der Politik für richtig halten. Wir möchten zu einer vernünftigen, wirklich offenen Diskussion beitragen." Ein Bürgerbegehren schließt von der Fecht nicht aus. Oberstes Ziel, sagt er, sei das aber nicht. Vor allem Nachbarn und Anwohner befürchten, dass ein Neubau auf dem Berliner Platz zu Verkehrschaos und nächtlichem Anlieferlärm führt. Das Argument, der Standort stärke Ortskern und Einzelhandel, können sie nicht nachvollziehen. "Wer einmal auf der anderen Seite des Rathausplatzes ist, geht zum Einkaufen nicht mehr rüber", glaubt Strümpel.

Peter Wellen, Vorsitzender der Interessengemeinschaft (IG) Büttgen, sieht das anders. Unter bestimmten Voraussetzungen, etwa einer ordentlichen Verbindung zwischen Supermarkt und Rathausplatz, sei so ein nahe gelegener Standort für die Einzelhändler existenziell wichtig, sagt er. Deshalb will die IG jetzt auch kämpfen — "für" einen Supermarkt am Berliner Platz.

(NGZ/ac)
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